Moskau: Kreml (25.07.89)
Der Kreml ist das zentrale Ensemble Moskaus, das historische Herz Russlands und Symbol von Russlands Größe und Macht. Der Kreml war und ist über viele Jahrhunderte der russische Regierungssitz. Der Spassky Turm ist der bekannteste Wachturm von 20 Türmen des Moskauer Kremls. Er wurde im Jahre 1491 gebaut und ist mit seinen 67,3 Metern, einschließlich der Spitze, das höchste Bauwerk am Roten Platz. Den Turm krönt seit 1937 ein rubingläserner Sowjetstern, einschließlich dessen sich die Höhe des Turms auf 71 Meter beläuft. Das Durchfahrtstor im Turm dient heute ausschließlich für die Ein- und Ausfahrt von Dienstfahrzeugen, jedoch stellte es bis Anfang des 20. Jahrhunderts den wichtigsten Paradeeingang zum Kreml dar. Durch dieses Tor mussten alle gekrönten russischen Zaren und Kaiser bei ihrer feierlichen Krönungszeremonie in den Kreml eintreten.
1624 bis 1625 wurde der Turm als erster aller Kremltürme ausgebaut und mit dem reichlich ornamentierten oberen Teil einschließlich des Glockenturms sowie einer später mit dem zaristischen Doppeladler gekrönten Turmspitze versehen. Die Errichtung des oberen Teils leitete der russische Architekt Baschen Ogurzow. Gleichzeitig baute der schottische Architekt und Uhrmacher Christopher Galloway das aufwändige Uhrwerk für die erste bekannte Turmuhr des Erlöserturms. Mit ihrem Zifferblatt von rund fünf Metern Durchmesser galt sie damals als Meisterwerk des Uhrmacherhandwerks. Unter Peter I. wurde diese Uhr 1709 durch eine niederländische ersetzt, zugleich die erste Uhr des Erlöserturms mit einem Glockenspiel und einem modernen 12-Stunden-Zifferblatt.
Im Krieg gegen Napoléon (1812), als es in ganz Moskau zu einem Großbrand kam, wurden Teile des Erlöserturms beschädigt, darunter auch die Uhr. Napoléons Plan, den Turm dem Boden gleichzumachen, scheiterte allerdings, da der meiste dafür verwendete Sprengstoff möglicherweise aufgrund starken Regens nicht detonierte. Die Uhr wurde 1815 repariert und in den Jahren 185152 schließlich durch die heutige ersetzt. Sie beinhaltet vier Zifferblätter je eins pro Turmseite mit einem Durchmesser von je 6,12 m sowie ein äußerst komplexes Uhrwerk, das sich auf drei Stockwerke des Turms verteilt. Die Glocken, die sich im Glockentürmchen unterhalb der Spitze des Erlöserturms befinden, schlagen jede Viertelstunde die Zeit und spielen heute zweimal täglich um Mittag und um Mitternacht die Melodie der Russischen Nationalhymne.
Einer von mehreren historischen Kirchenbauen auf dem Kathedralenplatz des Kremls ist die Mariä-Verkündigungs-Kathedrale. 1489 wurde unter Leitung eines Kirchenbaumeisters aus der russischen Stadt Pskow der Bau abgeschlossen. Mitte des 16. Jahrhunderts wurde das Gotteshaus auf Geheiß Iwan des Schrecklichen, des ersten gekrönten russischen Zaren, erheblich ausgebaut. Noch bis zum Bau des Terem-Palastes in den Jahren 16351636 diente die Mariä-Verkündigungs-Kathedrale den Zaren als Hauskirche. Im 18., 19. und 20. Jahrhundert musste die Kathedrale erneut mehrfach umgebaut oder restauriert werden, da sie bei Bränden und Kampfhandlungen immer wieder in Mitleidenschaft gezogen wurde. Heute ist sie, wie die anderen beiden Kreml-Kathedralen, vorrangig ein Museum. Die an ihren Fassaden weiß verkleidete Kirche hat heute neun Zwiebeltürme.
Von den drei Kathedralen, die das architektonische Ensemble des Kathedralenplatzes in der Mitte des Kremlgeländes prägen, stellt die Mariä-Entschlafens-Kathedrale, die älteste dar. Sie wurde 147579 errichtet und ist das älteste vollständig erhaltene Bauwerk in Moskau und damit auch unter allen Kremlbauten. Sie war die Hofkirche der Moskauer Großfürsten und später der russischen Zaren. Insbesondere fanden hier Zeremonien im Rahmen der Krönungsfeiern der Zaren statt. Von 1589 bis 1721, also während des Bestehens des Patriarchenamts in der russisch-orthodoxen Kirche, wurden hier alle Moskauer Patriarchen geweiht und fast alle auch beigesetzt. Vom 16. bis zum 19. Jahrhundert wurde das Gotteshaus bei Bränden und militärischen Invasionen mehrmals beschädigt und immer wieder restauriert. Mit dem Aufkommen der Sowjetmacht wurde die Kathedrale für Gottesdienste geschlossen und war bis 1955, wie auch der gesamte Kreml, für die Öffentlichkeit unzugänglich. Danach wurde sie als Museum wiedereröffnet.
Ein markantes Erzeugnis russischer Gießermeister ist die 6,14 Meter hohe Zarenglocke, die am Iwanplatz auf einem speziell gefertigten Sockel steht. Sie wurde kein einziges Mal ihrem eigentlichen Zweck nach verwendet. Die Glocke wurde im Jahre 1735 vom Gießermeister Iwan Motorin und seinem Sohn Michail gefertigt. Dazu wurde an speziell aufgebauten Schmelzöfen rund 200.000 kg Metall aufbereitet. Der Gießvorgang brachte den Motorins enorme Schwierigkeiten und glückte erst im zweiten Anlauf. Noch bevor die fast fertige Riesenglocke aus ihrer Gießgrube gehoben werden konnte, kam es im Jahre 1737 im Kreml erneut zu einem Großbrand. Die Glocke wurde vom Feuer erfasst, erhitzte sich und zersprang schließlich, als kaltes Löschwasser auf sie gelangte. Es entstanden an mehreren Stellen Risse, und ein größeres Stück Metall spaltete sich ab. Bis heute steht dieses Stück neben der Glocke.
Nach dem Feuer geriet die beschädigte Glocke, die nicht mehr zum Läuten zu verwenden war, über längere Zeit in Vergessenheit und wurde erst ein Jahrhundert später, nämlich im Jahre 1836, mit viel Aufwand aus der Grube gehoben und auf ihrem heutigen Standort aufgestellt. Seitdem zählt sie zu den bekanntesten Denkmälern auf dem Kremlgelände. Sehenswert sind an der Glocke neben ihren ungewöhnlich großen Ausmaßen die Ornamente, mit denen sie bei ihrer Herstellung ausgeschmückt wurde. Sie beinhalten unter anderem barocke Pflanzenornamente, Medaillonabbildungen von Heiligen sowie Ganzkörperporträts von Kaiserin Anna und Zar Alexei in Paradegewändern.
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