Nachdem wir unser Auto in einer großen Tiefgarage geparkt hatten, machten wir uns zu Fuß auf den Weg durch die Altstadt. Die St.-Salvator-Kathedrale war der erste Besichtigungspunkt. Sie ist die Bischofskirche des römisch-katholischen Bistums Brügge. Die Kathedrale ist eine überwiegend aus gelbem Backstein errichtete gotische dreischiffige Basilika mit einem schmalen Querhaus in der Mitte zwischen den vier Langhaus- und den vier Chor-Jochen. Die Apsis umgeben ein Chorumgang und ein Kranz von fünf Kapellen. Die St.-Salvator-Kathedrale verfügt über eine Vielzahl unschätzbarer Werte. Wozu Handwerker der damaligen Zeit in der Lage waren, zeigen die Anfertigung der vergoldeten Seitentüren, der aus Marmor geschnitzten Figuren und die in der Schatzkammer ausgestellten Gegenstände.
Die engen Straßen in Brügge sind alle vom Autoverkehr befreit. Lediglich Lieferfahrzeuge dürfen in einem limitierten Zeitraum ihre Ware an die Händler ausliefern. An Süßwarengeschäften mangelt es in dieser verträumten Stadt nicht. Nach wenigen Minuten erreichten wir den Markt. Der Marktplatz wird bereits seit Jahrhunderten von dem 83 Meter hohen Belfried beherrscht. Von farbenfrohen Häusern umgeben, ist der Markt auch der feste Stand der Kutscher. Der Wochenmarkt in Brügge ähnelt denen in Frankreich. Das Angebot frischer Ware ist breit gefächert, ästhetisch anspruchsvoll dekoriert und von hoher Qualität. Die Händler sind freundlich, sprechen oft mehrere Sprachen und gehen auf die Wünsche der Käufer charmant ein.
Der Brügger Belfried ist in die Stadthallen (Stadshallen) am zentralen Marktplatz von Brügge integriert. Er wurde ebenso wie diese im 13. Jahrhundert erbaut. Im Spätmittelalter demonstrierte der alle Bauwerke der Stadt überragende Turm die Macht des selbstbewussten reichen Bürgertums und diente als Brandwache. Noch heute darf ihn kein Neubau überragen. Das Glockenspiel umfasst 47 Bronzeglocken aus dem 17. Jahrhundert. Es erklingt noch heute am Mittwoch, Samstag und Sonntag jeweils um 11 Uhr. Eine auch für Touristen zugängliche Plattform in Höhe des Glockenspiels ist ausschließlich über 366 Stufen erreichbar. Wir besuchten danach die unweit vom Belfried gelegene Heilig-Blut-Basilika. Hier sollen Blutstropfen von Jesus Christus aufbewahrt sein. Im Rahmen der jährlich stattfindenden Heilig-Blut-Prozession wird diese bedeutende Reliquie feierlich durch die Stadt getragen. Die tausenden, in prächtige bunte Gewänder gehüllten Teilnehmer der Prozession versetzen die Zuschauer unwillkürlich zurück in die Blütezeit des Mittelalters. Im Jahre 1149 befand sich der Ritter Graf Dietrich von Elsass im Heiligen Land und fand dort nach eigenen Angaben ein kleines Gefäß, in dem sich der Legende nach einige Tropfen des Bluts von Jesus Christus befanden. Er brachte die Reliquie mit nach Brügge und ließ dort zum Andenken an die Kreuzigung Jesu die Heilig Blut - Kirche bauen, die später zur Basilika erhoben wurde. Die Basilika ist eine sogenannte Doppelkirche. Der ältere Teil wurde als romanische Kapelle errichtet, die dem heiligen Blasius geweiht wurde, im Mittelalter kam der obere Teil dazu, der im gotischen Stil gebaut wurde. Heute sind beide Kirchen durch eine steile Wendeltreppe miteinander verbunden. In der Nähe des Rathauses von Brügge befinden sich mehrere Schokoladengeschäfte, die nicht nur Schokolade verkaufen, sondern auch Schokoladenprodukte herstellen. Dabei sind die Produzenten, denen man über die Schulter schauen kann, sehr kreativ, wie die Werkzeuge aus Schokolade zeigen. Brügge ist von Wasserkanälen durchzogen. Eine Bootsfahrt gehört zum Besichtigungsprogramm dieser wunderschönen Kleinstadt. Hier kann man sehenswerte Eckchen und Perlen im Verborgenen entdecken. Die einstündige Fahrt ist nach dem längeren Fußmarsch erholsam und bietet schöne Fotomotive. Der Beginenhof ist eine von Mauern umgebene Oase in einem weiträumigen Garten mit Bäumen und geweißten Fassaden. Einige Besucher dieses Kleinods lassen sich mit Kutschen dorthin fahren. In der Nähe sind zahlreiche gastronomische Einrichtungen, die landestypische Gerichte anbieten.