Tempelanlage Swayambhunath-Durbar-Platz - Großer Stupa im Ortsteil Bodnath (09.02.19)
Im Programm des nächsten Tages stand zuerst der Besuch des Tempelkomplexes Swayambhunath (bedeutet wörtlich "Selbstexistenter"). Das schwere Erdbeben vom 25. April 2015 hat nicht nur mehr als 5500 Menschenleben und tausende Verletzte gefordert, sondern auch das kulturelle und spirituelle Herz des Landes schwer beschädigt. Der zentrale Stupa von Swayambhunath blieb zwar stehen, aber viele der ihn umgebenden Gebäude stürzten ein.
Der restaurierte Stupa liegt auf einem Hügel und ist sowohl über steile Steinstufen als auch eine Straße, die fast nach oben führt, mit dem Auto zu erreichen. Letztere Möglichkeit wählte unser Reiseleiter.
Swayambhunath gilt neben Borobudur auf Java in Indonesien als eine der ältesten buddhistischen Tempelanlagen der Welt. Swayambhunath ist eine Tempelanlage, die sowohl buddhistische Stupas als auch hinduistische Tempel zu einer wunderschönen Anlage vereint. Die inneren Bauten werden auf ca. 2500 Jahre geschätzt, die weiteren Umbauungen erfolgten später. Der Sage nach ist Swayambhunath eng mit der Entstehung des Kathmandu-Tals verknüpft. Aufgrund der großen dort lebenden Affenpopulation wird die Tempelanlage auch Affentempel genannt. Seinen unheiligen Spitznamen verdankt einer der heiligsten Orte des Kathmandu Valley der großen Population einer Horde wilder Affen, welche die Anlage bevölkert.
Swayambhunath ist seit Jahrhunderten ein Markenzeichen des Glaubens und der Harmonie. Die Tempelanlage ist vielleicht der beste Ort, um religiöse Harmonie in Nepal zu beobachten. Von hier kann man auch den Panoramablick auf die Stadt genießen.
Am Eingang der Tempelanlage, kurz nachdem man sein Ticket für 200 Rupien (unterstützt die Erhaltung dieses Weltkulturerbes) gelöst hat, geht es auch schon farbenprächtig los. Überall wehen kleine Gebetsfahnen im Wind. Die fünf verschiedenen Farben repräsentieren die Elemente und sind in einer bestimmten Reihenfolge angeordnet: Blau steht für den Himmel, Weiß für den Wind, Rot für das Feuer, Grün für das Wasser und Gelb für die Erde.
An der Pforte zum Tempel warten jede Menge Händler darauf, dass wir ihnen etwas abkaufen. Leider ist viel nutzloser Kitsch dabei.
Schön anzusehen sind auch die alten Häuser mit ihren verzierten Holzfenstern.
Der Stupa wird von den Gläubigen im Uhrzeigersinn entlang der kleinen Gebetsmühlen, mit denen die Gläubigen Wünsche in den Himmel schicken, umkreist. Auf den 211 Gebetsmühlen ist der Schriftzug Om mani padme hum (Oh, Juwel in der Lotusblüte) eingraviert. Mit dieser Handlung wollen sie nicht nur ihr Karma verbessern, die Gebete sollen auch das Leid der fühlenden Wesen verringern. Jede Drehung entspricht einem Gebet.
Dabei kann man die unterschiedlichsten Menschen beobachten und natürlich auch selbst einfach mitlaufen. Wir hatten das Glück, einigen Zeremonien beiwohnen zu dürfen.
Nachdem wir Swayambhunath verlassen hatten, fuhren wir mit unserem Kleinbus zum Durbar- Square im alten Teil von Kathmandu. Der chaotische Verkehr und die mit Schlaglöchern gespickten Straßen sind einfach der Wahnsinn in dieser Stadt. Wie die Menschen den täglichen Verkehrsinfarkt mit gesundheitlichen Folgen meistern, ist erstaunlich.
Der autofreie, geschichtsträchtige Durbar-Platz (UNESCO-Weltkulturerbe) ist das historische Herz von Kathmandu, auf dem auch der Palast der Könige steht. Hier wurde der König gekrönt und von hier aus hat er regiert. Mehr als 50 Pagoden und Tempel säumen das Gelände. Der Eintritt zum Besuch des Platzes, der Mitte der 1970er Jahre von der UNESCO restauriert wurde, kostet 200 Rupien (1,50 ).
Der Durbar-Platz ist ein lebendes offenes Museum von Nepal. Er besteht aus zwei Bereichen, dem äußeren, der schöne hinduistische und buddhistische Tempel und Schreine besitzt und dem inneren Komplex. Die meisten Bauten sind im Pagodenstil errichtet und mit aufwendig geschnitzten Außenseiten verziert. Alle Schnitzereien und die Architektur sind außergewöhnlich schön. Sie wurden zwischen dem 12. und 18. Jahrhundert geschaffen. So wie das Ensemble heute existiert, wurde das meiste davon unter König Pratap Malla im 17. Jahrhundert gebaut. Der Palast wurde viele Male in späteren Jahren renoviert.
Es war 11.56 Uhr, als am 25. April 2015 in Kathmandu die Erde zitterte. Die Seismografen zeigten den Wert 7,8 auf der Richterskala, das Nachbeben am 12. Mai war kaum schwächer. Der königliche Durbar Square trägt noch immer die Narben dieser Katastrophe. Und sie werden noch lange bleiben. Mehr als 750 historische Gebäude beschädigte das Erdbeben, 135 wurden ganz zerstört.
Zwar ist der Aufbau im Kathmandu-Tal nach den Erdbeben im vollen Gange. Bislang sind aber nur die wenigsten Gebäude vollständig restauriert. Experten schätzen, dass die Arbeiten noch mindestens zehn Jahre dauern. Am Geld liegt es nicht. Mehr als vier Milliarden Dollar versprach die Weltgemeinschaft dem armen Nepal auf einer Geberkonferenz. Riesige Schilder in der Altstadt verkünden, wer hier Gutes tut.
Ein großes Problem beim Wiederaufbau ist die staatliche Festlegung, dass Archäologen die wiederaufzubauenden Projekte in Nepal öffentlich ausschreiben und am Ende den billigsten Anbieter auswählen müssen, auch wenn dieser keinerlei Erfahrung mit Tempeln und Palästen hat. Und meistens beschäftigen die Auftragnehmer wiederum die billigsten Schnitzer und Steinmetze. Die alten Balken sind unheimlich delikat geschnitzt, die Figuren haben feine Gesichtsausdrücke. Das geht alles verloren, wenn man es schnell und grob sowie von unqualifizierten Schnitzern machen lässt.
Neben den prächtigen Tempeln und Schreinen finden auf dem Durbar-Platz seit Jahrhunderten verschiedene Festivals und kulturelle Aktivitäten statt, von denen wir einige beobachten konnten.
Der Kopf des Sveta Bhairav steht nur wenige Meter weiter auf dem äußeren Gelände des Königshofes. Er ist sonst verhüllt. Er wird nur während des Indra-Jata-Festes, das während unseres Aufenthaltes gerade dem Ende zu ging, enthüllt. Dann strömt Reisbier aus seinem Mund, das von den Festteilnehmern begehrt wird. Ein etwa drei Meter hohes Wandfresko zeigt den Gott farbenfroh und schwertschwingend. Einst schworen die Angestellten des Hofes hier ihren Treueeid, Zeugen mussten hier ihre Aussagen machen. Eine Falschaussage wurde mit dem Tod bestraft.
Der große Stupa im Ortsteil Bodnath in Kathmandu (219).
Dieser großartige majestätische Stupa steht ca. 6 km nordöstlich vom Zentrum des Kathmandutals. Er wurde zwischen dem 5. und 7. Jahrhundert errichtet. Die prächtige Kuppel ist 30 m im Durchmesser und 36 m hoch. Die Fläche beträgt ungefähr 6.756 m².
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