Rund um die Erde ... mit Gabriele und Herbert Hösler aus Köthen

Island

(Reisezeitraum: 11.06.17 - 01.07.17)



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Keflavik-Selfoss (11.06.17)
Unser erster Zwischenstopp auf dem Weg vom Flughafen Keflavik nach Selfoss war der See Kleifarvatn, der sich im Sonnenlicht zeigte.

Bevor wir unser Quartier erreichten, entschieden wir uns, in einer Gaststätte, die in der Dünenlandschaft zwischen Porlakshöfn und Stokkseyri liegt, unser Abendessen einzunehmen. Der schwarze Strand lädt zum Wandern ein. Die Außenplätze der Gaststätte sind dem Meer zugewandt, konnten aber wegen des starken, kühlen Windes an diesem Abend durch uns nicht genutzt werden. Gegen 19.30 Uhr erreichten wir unsere Unterkunft in Selfoss, wo wir freundlich empfangen wurden.
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Urridafoss-Hjalpafoss-Skalholt-Selfoss (12.06.17)
Am 12.6.17 unternahmen wir eine Fahrt an zwei Wasserfälle. Der erste war der Urrridafoss, der 16 Kilometer östlich der Stadt Selfoss liegt. Der Urriðafoss ist der wasserreichste Wasserfall Islands. Der Fluss Þjórsá stürzt mit 360 m³/s Wasser auf etwa 40 m Breite 6 m in die Tiefe. Zunächst stürzen große Teile des Stromes in eine Spalte vor einem Felsen in der Mitte des Flusses, der Hauptstrom allerdings bricht an einer anderen Stelle durch. Im Winter können sich bis zu 20 m dicke Eisplatten bilden. Trotz seiner Größe ist er recht unbekannt und findet im Informationsmaterial über Island selten Erwähnung.

Es ist geplant, ein Wasserkraftwerk unterhalb des Wasserfalls zu bauen. Dies könnte unter Umständen das Ende dieses Wasserfalls bedeuten, aber durch Proteste von Umweltschützern den Bekanntheitsgrad dieses Naturjuwels sprunghaft erhöhen.

Vom Urridafoss zum Hjalparfoss fährt man eine längere Strecke am Fluß Pjorsa vorbei. Sowohl die Geröllflächen im Fluss als auch die Uferränder waren mit massenhaft blühenden Lupinen bedeckt. In den angrenzenden Wiesen weideten Graugänsefamilien die zarten Halme ab.

Der Fluss Fossá í Þjórsárdal stürzt malerisch zwischen Basaltsäulen, in zwei Arme gespalten, etwa 20 m in die Tiefe. Der Name Hjalparfoss heißt aus dem Isländischen übersetzt „Hilfewasserfall“. Dies leitet sich vom Namen der Gegend Hjálp ab. Dieser wiederum rührt daher, dass in früheren Zeiten Leute nach Überquerung der gefährlichen, wüstenhaften Inlandsstrecke hier endlich wieder Wasser und Futter für die Pferde vorfanden.

Man kann das Ufer des Wasserfalls vom Parkplatz aus auf einer gut ausgebauten Holztreppe erreichen. Mehrere Bänke laden zum Verweilen ein, um die beeindruckende Atmosphäre „aufzusaugen“.

Das herabstürzende Wasser am Hjarpafoss führt eine Menge Schwebstoffe mit, die sich im Flussbett als Inseln ablagern. Das Wasser reflektiert die unterschiedlichsten Farbtöne.

Die arktischen Weiden besetzten Schritt für Schritt die fruchtbaren, geschotterten Flächen, die durch den Vulkan Hekla entstanden sind.

Auf dem Rückweg zu unserem Quartier fuhren wir den Ort Skalholt an, den wir aufgrund der guten Pilzsuppe, die wir im Vorjahr dort gegessen hatten, noch in bester Erinnerung hatten. Auf dieser Strecke findet man einige Ferienunterkünfte bzw. Hotels, die in der Nähe von Flüssen gebaut wurden. Der Zustand der schmalen Brücken ist gut, obwohl sie schon ein stattliches Alter haben.

Der Ort Skalholt besteht aus einer relativ großen Kirche, der Skálholtsdómkirkja, die von 1956 bis 1963 erbaut wurde, dem Wohnsitz des Weihbischofs und einem kleinen Schulkomplex. Der Ort ist trotz seiner geringen Größe von bemerkenswerter Bedeutung für die Geschichte des Landes, war er doch seit dem Mittelalter neben Hólar der wichtigere Bischofssitz von Island (gegründet 1056). Damit hatte Skálholt als kulturelles und politisches Zentrum über viele Jahrhunderte ähnliches Gewicht wie Þingvellir. Die erste Lateinschule des Landes wurde Ende des 12. Jahrhunderts in Skálholt gegründet. 1550 wurden hier der letzte katholische Bischof Islands, Jón Arason, und seine Söhne hingerichtet. 1801 wurde der Bischofssitz nach Reykjavík verlegt. Heute befindet sich hier noch ein Weihbischofssitz.

Selfoss ist mit 6656 Einwohnern die größte Stadt Südislands; die Stadt ist ein wichtiges Handelszentrum.
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Seljandsfoss-Skogafoss-Vik-Myrdalsjökull (13.06.17)
Am nächsten Morgen standen wir in Selfoss zeitig auf, um den Seljalandsfoss ohne Menschenmassen zu erleben. Der Seljalandsfoss ist ein Wasserfall im Süden Islands. Er liegt an der Ringstraße. Der Fluss Seljalandsá stürzt hier 66 m tief über die ehemalige Küstenlinie in die Überschwemmungsebene des Markarfljót, in den er kurz darauf mündet. Der Wasserfall liegt unterhalb des großen Gletscherschildes Eyjafjallajökull.

Man kann hinter den Wasserfall gehen und durch die Wasserschleier auf das Land draußen blicken. Besonders empfehlenswert ist ein Besuch in den späten Abendstunden, wenn die Farben am intensivsten sind. Diese Zeitschiene passte nicht in unser Tagesprogramm. Wenn der hier starke Küstenwind gegen den Wasserfall weht, vernässen die aufgewirbelten Wasserdämpfe den Besucher und vor allem die Fotoausrüstung. Beides zu schützen ist unausweichlich. Der spiegelglatte Weg hinter dem Wasserfall erfordert ohnehin die volle Aufmerksamkeit, um unfallfrei das faszinierende Naturschauspiel zu erleben.

Der hohe Feuchtigkeitsgehalt in der Halbhöhle, über die der Seljandsfoss stürzt, lässt verschiedene Moosarten prächtig gedeihen. An den Stellen, wo die Wassermassen direkt auftreffen, wächst nichts mehr. Welcher Gefahr man sich beim Tragen nicht trittfestem Schuhwerks aussetzt, zeigt der spiegelglatte, ständig vernässte Weg in der Halbhöhle, den man begehen muss.

Wenn man die Felswand entlang nach Westen geht, kommt man an zahlreichen kleineren Wasserfällen vorbei, deren schönster der Gljúfurárfoss ist. Sein Wasser trinken die Touristen am nahegelegenen Campingplatz bedenkenlos. In der Talsenke haben sich wunderschöne Büschel der Sumpfdotterblume angesiedelt, die die Uferränder säumen. Auch die Heil-Engelwurz findet hier beste Wachstumsbedingungen.

Nach dem Erlebnis Seljalandsfoss fuhren wir gegen 8.30 Uhr den nächsten spektakulären Wasserfall Skógafoss an. Er liegt beim Ort Skógar, in dem wir 2016 übernachtet hatten. Uns gelang sogar ein Foto, auf dem keine Menschen zu sehen waren. Der Skógafoss stürzt – wie auch der Seljalandsfoss ganz in der Nähe – von einer Klippe über eine Breite von 25 m als Wasservorhang 60 Meter herab. Die dabei tosenden Wassermassen bilden eine Nebelwand. Die Wassermassen rauschen frei fallend in einem einzigen Schwall herab, überwinden keine Kaskaden, keine Unterbrechungen. Man fühlt sich klein als Mensch in der Nähe dieser Naturkreation. Falls man nicht wasserscheu ist, kann man sich dem Tosbecken auch etwas mehr nähern und fast hinter den Wasserfall laufen. Eine wunderbare Begegnung mit den schieren Naturgewalten Islands. Nur ganz wenige Besucher stellen sich dieser Herausforderung. Im Bereich der isländischen Südküste hob sich das Land teilweise um mehr als 50m und es entstand eine Steilküste, über die Flüsse nach unten stürzen. So bildete sich auch der Skógafoss.

Im weiteren Tagesverlauf steuerten wir Station 3, den Myrdalsjökull an. Die asphaltierte Straße 222 endet auf einem geschotterten Parkplatz. Von dort führt ein gut ausgebauter Wanderweg zu den Eismassen. In den Geröllflächen gedeihen auffallend grün leuchtende Moose sowie unterschiedliche polsterbildende Pflanzen. Reisebüros in Reykjavik bieten geführte Gletschertouren an. An der Gletscherabbruchzone werden die in einer Gruppe zusammengefassten Personen unterschiedlichsten Alters in die Handlungsabläufe und Gefahren eingewiesen. Nach drei Stunden sollen alle wieder unversehrt den kühlen Ort verlassen.

Auf dem Rückweg vom Gletscher Myrdalsjökull wurden wir von Fliegenschwärmen belästigt. Nur gut, dass wir unsere Mückennetze bei uns hatten. Diese Tarnung erleichterte das Fotografieren des Rotschenkels, der auf einem Weidezaunpfahl saß. Als wir am Dyrholaey ankamen, lag über den Bergen um den Ort Vik eine dicke Nebelschicht. Glücklicherweise war der bekannte schwarze Strand gut sichtbar. 2016 war dies nicht der Fall.

Regen und vor allem Wind scheinen den Ort Vik und seinen schwarzen Strand fast täglich heimzusuchen, aber davon sollte man sich keinesfalls beirren lassen. Die Halbinsel Dyrhólaey ist ein lohnenswertes Ziel in der Region von Vik. Wanderungen am Strand setzen voraus, dass man den Gezeitenrhythmus genau kennt, um nicht vom ansteigenden Wasser gefangen genommen zu werden. Die steilen ausgewaschenen Steilküsten bieten keinen Fluchtweg.

Ein Spaziergang entlang des Strandes führt fast zwangsläufig zu den Reynisdrangar. Die Felsnadeln nahe des Ufers bieten aufgrund ihres Aussehens den Stoff für Legenden. Demnach stellen sie Trolle dar, die beim Versuch, ein Boot an Land zu ziehen, bei Sonnenaufgang zu Stein erstarrt sind. Je näher man sich den Felsnadeln nähert, um so mehr versperren große Steine den Weg. Wagemutige überklettern diese, um noch näher an die auffallenden Nadeln im Meer zu gelangen.

Nicht nur die Felsnadeln von Reynisdrangar locken die Zuschauer in Scharen an, auch die Steilküste und ihre Formenvielfalt ist ein Touristenbmagnet. Formen, Farben und Strukturen der Wände variieren an vielen Stellen. Der Strand besteht aus feinkörnigem schwarzen Sand in der Spülzone und abgerundeten Steinen unterschiedlichster Größe, die an den Steilküsten durch die Meereswellen abgelagert sind. In Vik, das am 1. Januar 2014 rund 300 Einwohner hatte, kann man unterschiedlichste Dienstleistungen in Anspruch nehmen. Unterkünfte waren während unseres Aufenthaltes nicht mehr buchbar. Deshalb wichen wir in das Hotel Laki aus, in dem wir bereits 2016 übernachteten.
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Vom Hotel Laki nach Djupivogur (14.06.17)
Das Hotel Laki nahm uns für eine Übernachtung im Doppelzimmer 247,79 € ab. Dabei war allerdings ein sehr gutes Frühstück inbegriffen, was dennoch den Preis nicht rechtfertigte. Aber Island ist ein sehr teures Pflaster, das wussten wir schon vor der Reise. Wir hätten auch in Hütten übernachten können, zogen aber die geheizten Räume des Hotels vor.

Der erste Abschnitt unserer Weiterreise nach Djupivogur führt durch die Landschaft Eldhraun. Das sind Lavaflächen, die bei dem heftigsten Vulkanausbruch in den letzten 1.000 Jahren entstanden sind. Flüssiges Magma schoss nach 5 Tagen durch die Schlucht des Flusses Skaftar bis hinunter in die Tiefebene auf Meereshöhe. Das in dieser Zeit entstandene Lavafeld "Laki" bedeckt heute 656 Quadratkilometer Fläche. Große homogen erscheinende Landflächen sind im Flachland mit Moospolstern überzogen, weiter oben tritt der nackte dunkle Fels dominant zum Vorschein. Nahe der Nationalstraße 1 windet sich ein Fluss, der über Abbruchkanten kleine Wasserfälle bildet. Das Wasser kann man bedenkenlos trinken. Es fließt ungenutzt ins Meer.

Nachdem wir das Lavafeld "Laki" durchfahren haben, nähert sich die Nationalstraße 1 den Gebirgszügen, an dessen Ausläufern sich Wasserflächen gebildet haben. Die Zufuhr des Wassers garantieren große und kleine Wasserfälle, wo manchmal Gehöfte einzelner Bauern errichtet sind. In der Gegend um den Skaftafell-Nationalpark sind häufig aufrechtstehende Naturpalisaden aus Basalt zu sehen.

Bei guter Sicht kann man eine prägnante Landmarke sehen. Der 764 m hohe Lomagnupur erstreckt sich bis zur Ringstraße. Passiert man den Lómagnúpur, ändert sich schlagartig die Umgebung. Waren zuvor noch moos- und grasbedeckte Ebenen zu sehen, fährt man hinter dem Lómagnúpur in die unwirkliche, bedrohlich wirkende Sandwüste Skeiðarársandur ein. Der Skeiðarársandur wird von mehreren, teils mächtigen und mäandernden Flüssen durchquert, deren Wasserstand mal Rinnsalen gleicht, die aber bei Gletscherläufen innerhalb weniger Stunden zu reißenden Fluten werden können.

Die Gegend um Skaftafell ist von starken Kontrasten geprägt. Verschiedene Gletscherzungen sind von gezackten Bergkämmen umgeben, von denen der vergletscherte Hvannadalshnjúkur am höchsten herausragt. Der Skaftafellsjökull ist eine 10 Kilometer lange und knapp 2,5 Kilometer breite Gletscherzunge des Vatnajökull-Nationalparks, in den der Skaftafell-Nationalpark 2008 eingegliedert wurde.

Vom Besucherzentrum aus führen diverse, gut ausgeschilderte Wanderwege durch den Nationalpark, der aufgrund seines angenehmen Kleinklimas mit vielen Sonnentagen und milden Temperaturen zu ausgiebigen Wanderungen einlädt. Wir wanderten ca. 1 Stunde bis an die Eismassen. Dabei durchläuft man eine Sand-Schotter-Fläche, die mit verschiedensten Wildblumen „dekoriert“ ist, die ihre Feuchtigkeit von kleinen Wasserfällen der Umgebung beziehen. Durch das Verbot des Schafweidens hat sich hier eine einzigartige Vegetation ausgebildet.

Bevor man an die Eismassen gelangt, durchläuft man eine Sand-Schotter-Fläche, wo sich in zurückliegenden Jahren noch Eis befand. Das abgeschmolzene Eiswasser sammelt sich in einem See und bildet einen Ablauf. Größere, vom Gletscher abgebrochene Eisstücke schwimmen im See und schmelzen langsam dahin. Große Flächen des Gletschereises sind mit schwarzer Vulkanasche beschichtet.

Von der Nationalstraße 1 hat man mehrfach den Blick auf weitere Ausläufer des Vatnajökull. In den fruchtbaren Lavaaschefeldern haben sich massenhaft Lupinen ausgebreitet. An anderen Stellen läuft man durch karge Schotterflächen, die im Windschatten der Vulkane große Moosflächen bilden. Auch Zwergsträucher haben in dieser unwirtlichen Gegend einen kärglichen Lebensraum gefunden. Hohe Schneemassen und Sturm halten die Gewächse niedrig.

Waren die Wetterverhältnisse am Gletscher Skaftafellsjökull noch gut, so änderte sich das, je näher wir dem Gletschersee Fjalsarlon kamen. Hier regnete es kräftig und Nebel verhinderte den klaren Blick auf die Eismassen. Im Jahr 2016 hatten wir hier bei Sonnenschein tolle Sicht. Wenige Kilometer weiter in Richtung Osten befindet sich der Jökulsarlon. Auch dort konnte man lediglich die schwimmenden Eisberge in Ufernähe sehen. Die Abbruchkanten des Gletschers lagen im Nebeldunst. Aufgrund dieses Wetters entschieden wir uns, die Fahrt in Richtung Djupivogur (Unterkunft) fortzusetzen. Schon nach etwa 20 Kilometern hatten wir wieder einen klaren Blick auf weitere Gletscherzungen des gewaltigen Vatnajökull-Gletschers. In den Gletscherflussläufen reflektierten die aufgehellten Stellen am Himmel.

Das unwirtliche Wetter veranlasste uns, eine Pause im Museum Þórbergssetur, dessen Vorderfront wie Bücher auf einem Bücherregal gestaltet wurde, einzulegen. Die Einrichtung, die am 1. Juli 2006 auf dem Bauernhof Hali eröffnet wurde, ist dem isländischen Schriftsteller Þórbergur Þórðarson (1888 – 1974) gewidmet, der hier geboren wurde.

Das Zentrum beherbergt ein Restaurant, einen Souvenirshop und zwei Ausstellungsräume. Mit Requisiten und Kulissen, die Eindrücke von vergangenen Zeiten hervorrufen, erzählt das Museum die Geschichte von Þórbergurs Leben, von seinen Kindheitsjahren in Hali bis zur Wende des Jahrhunderts. Während die Ausstellung einen Überblick über eine bemerkenswerte künstlerische Karriere gibt, erzählt sie auch die Geschichte der Veränderungen, die die isländische Gesellschaft bis zum zwanzigsten Jahrhundert erlebt hat.

30 Minuten reichten, um den schmackhaften Kuchen und guten Kaffee zu genießen. Die Reststrecke bis zum Quartier war nicht mehr lang, aber abwechslungsreich. Inmitten einer unbewohnten Gegend animiert ein roter Stuhl auf einem Lavafelsbrocken zu einer Pause an einer windgeschützten Sitzgruppe, die man aufgestellt hat. Gegen 17.00 Uhr erreichten wir Djupivogur. Unsere Unterkunft lag ganz in der Nähe des Hafens. Hier befindet sich auch ein seriös geführtes Hotel, wo wir unser sehr schmackhaftes Abendessen einnahmen.
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Djupivogur- Litlanes- und Hengifoss-Bakkagerdi (15.06.17)
Weil in der recht primitiven Unterkunft, die man uns in Djupingvogur angeboten hatte, kein Frühstück inbegriffen war, fuhren wir bei leichtem Regenwetter zeitig los. Bevor wir den Ort verließen, sahen wir uns noch im Hafen die aufgestellten Voggeleier aus unterschiedlichsten Steinen an. Als wir den Berufjördur-Fjord erreicht hatten, sahen wir eine Gruppe von Rentieren, die dort weideten.

Im Fjord Berufjördur betreibt man Fischaufzucht in Käfigen. Wie auf einem kleinen Kutter zu sehen ist, wird mit Kraftfutter, das in Kleinsilos gelagert ist, gefüttert. Ansonsten weckt die Aufmerksamkeit die geschlängelte Küstenstraße, die wir zwei Stunden lang befuhren, ohne einem Auto zu begegnen. Helle Stellen in der Wolkendecke und besonnte Flecken in der einsamen Landschaft weckten Hoffnung auf besseres Wetter, was sich auch einstellte. Die ungeteerte Passstraße, die in Breiddalsvik ihren Anfang nimmt, war noch völlig aufgeweicht und forderte die volle Konzentration des Fahrers.

Ein weiteres Tagesziel war die Wanderung zum Litlanes- und Hengifoss, die beide im Gebirge, nahe des See Lagarfjot liegen. Die Straße dorthin ist links- und rechtsseitig mit Lupinen eingesäumt. Im Schotter gedeiht der Isländische Mohn und Stiefmütterchen wachsen auch. Fast am Ende des einige Kilometer langen Sees führt eine Brücke auf die andere Seite, wo man auf einen kleinen Parkplatz gelangt, wo ein Schild aufgestellt ist, das eine Lageskizze für Wanderer zu den Wasserfällen enthält. Bis zum höchsten Punkt der Wanderung muss man einen Höhenunterschied von ca. 500 m bewältigen – eine anstrengende Tour, die sich aber gelohnt hat.

Wenn man die Brücke über den See Lagarfjot passiert hat, landet man auf einem kostenfreien Parkplatz, den wir genutzt haben. Nach den ersten 300 m Aufstieg erreicht man das Flussbett des Hengifosses. Kleine Nebenflüsschen suchen sich den Weg ins Tal über Steine und polieren deren Oberfläche. Die Uferwände werden durch das Wasser unaufhörlich gewaschen und legen ihre unterschiedlichsten Farben frei. Angesiedelte Moose und Gräser gedeihen prächtig und bilden einen wunderschönen Farbkontrast.

Was physikalische Elemente bewirken können, zeigen Aufnahmen im unteren Teil des Litlanesfoss. Das Farbspiel der Gesteine beeindruckt immer wieder.

Der Litlanesfoss wird – wie der nahe gelegene Hengifoss – durch den Fluss Hengifossá (einen Zufluss des Lagarfljót) gespeist. Der Fluss stürzt hier 30 Meter über schöne Basaltsäulen.

Nachdem man den Litlanesfoss erreicht hat, steigt man noch einmal steil bergauf, um dann auf einer Hochebene sich dem Hengifoss zu nähern. Rechts des Weges fließt der glasklare Hengifossa, in den abgestürzte Gesteinsbrocken unterschiedlichster Form und Farben liegen. Das Wasser hat sich längst seinen Weg gesucht.

Der Hengifoss, mit einer Höhe von 118 m nach dem Morsárfoss, dem Glymur und dem Háifoss der vierthöchste Wasserfall Islands, wird durch den Fluss Hengifossá gespeist. Sein Wasser stürzt aus 450 m über Meeresniveau in die Tiefe. Im Lavahintergrund des Wasserfalls findet man rötliche, körnige Lehmschichten, die sich aus Vulkanasche (Tephra) gebildet haben. Die rötliche Farbe erhalten sie durch das enthaltene Eisenoxid. Nebeldunst verhinderte den freien Blick auf die farbigen Schichten. 200 m vor dem Wasserfall verschlechtern sich die Wegverhältnisse für normale Wanderer wie wir es sind. Um bis an den Wasserfall heranzukommen, sollte man schon trittfestes Schuhwerk und Regenbekleidung haben, was wir nicht hatten. Trotzdem erfreuten wir uns an den Gesteinsschichten der Talwände, dem Rauschen der Wassermassen und unterschiedlichsten Formationen der erstarrten Lava.

Neben dem Hengi- und Litlanesfoss gibt es noch drei weitere kleinere Wasserfälle, die über Basaltgestein stürzen. Auf dem Rückweg sind wir ein Stück parallel zu einem Gebirgsfluss gewandert. Nachdem wir den Parkplatz erreicht hatten, entschieden wir uns, obwohl die Straße linksseitig des Lagarfljot-Sees im Reiseführer als nicht empfehlenswert beschrieben wurde, doch zu fahren. Die Kritik an den Straßenverhältnissen war nicht berechtigt. Auf dieser Strecke begegnet man noch einem Doppel-Wasserfall, der zwar nicht hoch, aber dennoch schön ist. Bevor man den kleinen Ort Fellabaer erreicht, sind am Ufer des Lagarfljot-Sees wunderschöne blau bedeckte Ferienhäuschen zu vermieten gewesen.

Auf der Rückfahrt von den Wasserfällen machten wir in Egilsstadir in einem kleinen Cafe noch eine kurze Pause. Das letzte Stück fuhren wir bei leichtem Regen nach Bakkagerdi in das Blabjorg Guesthouse. Zwei Übernachtungen kosteten inkl. Frühstück 246 €. Das Schlafzimmer war geräumig und verfügte über gute Betten, eine umfassend ausgestattete Gemeinschaftsküche und einen sauberen Aufenthaltsraum mit Blick auf das Meer und die Badebottiche, die mit Thermalwasser gespeist wurden. Wer die Außenpools nicht mochte, konnte sich im Innenpool erholen. Eine Sauna war der Gesamtanlage angeschlossen. Die Nutzung der Gesamtanlage war kostenlos. Das Personal hat ständig die Sauberkeit der drei Bäder überprüft und für Sicherheit und Sauberkeit im Spa gesorgt. Das Frühstück war ausreichend und schmackhaft. Zum Abendessen fuhren wir ins Kaffee „Alpha“, wo es eine vorzügliche Fischsuppe gab. Dass man an solch einem abgelegenen Ort ein so leckeres Essen bekommt, wussten wir aus dem Vorjahr.
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Papageitaucherkolonie und Rhyolithschlucht Innra Hvannagil (16.06.17)
Von unserer Unterkunft in Bakkagerdi bis zu einer Halbinsel, auf der sehr viele Papageitaucher brüten, war es nicht weit. Papageitaucher brüten bevorzugt in sehr dichten Kolonien. Zur Brutzeit werden die Oberkanten oder Hänge grasbewachsener, steiler Klippen oder Geröll- oder Schutthalden an deren Fuß aufgesucht. Die besiedelten Klippenbereiche weisen meist eine mindestens 20 cm dicke, grabfähige Substratschicht auf, in der sich Höhlen befinden oder in der selbst Höhlen von den Puffins gegraben werden können. Die Höhlen werden mit dem Schnabel gegraben. Das lose Material wird mit den Füßen nach draußen befördert. Selbst gegrabene Höhlen sind im Normalfall maximal 0,75 bis 1,50 m lang, selten bis 3 m. Die Öffnung ist 30–40 cm weit, der Gang hat einen Durchmesser von etwa 12,5 cm und die Nestkammer einen Durchmesser von 30 bis 40 cm.

Der Papageitaucher oder Puffin genannt, ist eine Vogelart, die an den Küsten des nördlichen Atlantik sowie an den Klippen des westlichen Nordpolarmeeres brütet. Aufgrund der gebietsweise stark schrumpfenden Populationen wird diese Vogelart seit 2015 als gefährdet eingestuft. Mit einer Körperlänge von 28 bis 34 cm und einer Flügelspannweite von 50 bis 60 cm ist er etwa so groß wie eine Haustaube. Männchen sind etwas größer und schwerer als Weibchen.

Man kann sich den Tieren mit einer geringen Fluchtdistanz nähern. Wir hatten während unseres zweistündigen Aufenthaltes am frühen Morgen hinreichend Gelegenheit, unterschiedlichste Verhaltensweisen zu beobachten: Anflug, Landetechnik ohne und mit Nahrung für die Jungvögel sowie Abflug beherrschen die Altvögel perfekt.

Einige Altvögel waren noch dabei, die Bruthöhlen mit Gras auszupolstern.

Nur die unmittelbare Umgebung des Höhleneingangs wird vom Männchen gegen Artgenossen verteidigt. Der im Profil etwa dreieckige Schnabel ist extrem hoch, aber sehr schmal. An der Basis des Oberschnabels befindet sich eine breite gelblich-violette Hornspange. Die Schnabelwülste sind vergrößert und gelborange. Die Iris ist variabel braun, graubraun oder weißlich. Die Beine sind leuchtend rot. In Europa ist die Art durch die weißen Kopfseiten und den großen, dreifarbigen Schnabel unverkennbar.Die kräftigen Farben des Schnabels sind im Schlichtkleid blass, ebenso wie die orangefarbenen Beine, die dann gelblich blass sind. Die Kopfseiten sind im Schlichtkleid grau.

Der Papageitaucher legt nur ein Ei. Die Brutdauer beträgt ca. 36 Tage. Beide Eltern lösen sich beim Brüten ab. Die jungen Papageientaucher gehören zu den Nesthockern. Die Nestlingsdauer beträgt ca. 40 Tage. Die jungen Küken werden von beiden Eltern mit Nahrung versorgt. Die Nahrung der jungen Küken besteht überwiegend aus Sandaalen. Die Nahrung besteht ansonsten aus verschiedenen kleinen Fischen und Krebstieren.

Eissturmvögel sind die Nachbarn in der Papageitaucherkolonie. Die oft großen Kolonien befinden sich normalerweise in Felswänden über der Brandung. Am Brutplatz liegen die Vögel auf dem Bauch und schieben sich bei Gefahr unter die Felskante. Die Paare bleiben ein Leben lang zusammen. Zwischen Mai und August wird ein einziges weißes Ei von beiden Eltern 48 bis 57 Tage bebrütet, die sich alle paar Tage ablösen. Wird das Ei gestohlen oder zerbrochen, legt das Weibchen kein neues.

Mitte Juni schlüpft der Jungvogel, der einen sehr dichten Daunenpelz trägt. Die ersten zwei Wochen wärmt ein Elternteil das Junge, während der andere Altvogel auf Nahrungssuche ist. Der Jungvogel wird mit einem öligen Brei aus halbverdauten Kopffüßern, Mollusken und Quallen gefüttert, so dass er auffallend fett wird.

Die Nestlingszeit dauert 41 bis 57 Tage. Nach sechs bis acht Wochen Fütterungszeit – sobald sich der Jungvögel einige Schritte aus dem Nest bewegt – ziehen die Altvögel wieder auf die Hochsee und überlassen ihn sich selbst. Im Alter von 50 bis 60 Tagen stürzt er sich von den Felsen und treibt flugunfähig auf dem Meer. Von der Oberfläche nimmt er Plankton auf und zehrt von seinen Fettvorräten so lange, bis das Gefieder völlig herangewachsen und er flugfähig ist. Die Lebenserwartung beträgt 20 Jahre und mehr. Das Höchstalter liegt bei etwa 90 Jahren.

Nach dem Besuch der Papageitaucherkolonie verweilten wir noch im Hafengelände (288) und machten einen Abstecher an die Steilküste auf der kleinen Halbinsel.

Die Steilküsten in der Nähe von Bakkagerdi sind vielfarbig und menschenleer. Das Hinterland steigt steil an. An den Abhängen befindet sich Weideland, das Einzelbauern zur Viehhaltung nutzen. Im naheliegenden Hochgebirge bleiben auch in den Sommermonaten Schneereste liegen.

In Bakkagerdi befindet sich eine Fischverarbeitungsanlage, zu der auch das Cafe „Alpha“ gehört, wo man die vorzügliche Fischsuppe zu kaufen bekommt. Die Schädel der verarbeiteten Fische sind in einer Trocknungsanlage aufgehängt. Was damit nach der Trocknung geschieht, war nicht zu erfahren.

Nach dem Mittagessen hellte sich der Himmel wieder etwas auf, was uns ermutigte, die wunderschöne bunte Rhyolithschlucht nördlich des Fischerdorfes Bakkagerdi zu besuchen. Die Kontraste zwischen Rhyolithgestein und dem dunklen basaltischen Fels in der Schlucht entfachen alle Phantasie. Dieser Canyon ist einer der schönsten des ganzen Landes. Es ist im ersten Abschnitt der Schlucht einfach, diese bemerkenswerte Kunstgalerie der Natur zu durchwandern. Schwarzer Basalt und goldenes Rhyolithgestein schaffen eine perfekte Kombination, die an einem sonnigen Tag, der es bei unserer Anwesenheit leider nicht war, den Goldton des Rhyolith besonders hervorbringt.

Was dauerhaft fließendes Wasser bewirken kann, zeigen die abgeschliffenen Basaltsteine im Flussbett.

Schon auf der Rückkehr aus der Innra-Schlucht fing es zu regnen an. Die Blüten der Silberwurz sammelten das Regenwasser. Doch schon nach einer halben Stunde wichen die Wolkenfetzen und unser Übernachtungsort zeigte sein auffallendes Farbbild. Die Abendsonne tauchte alles in eine wunderbare Atmosphäre, die wir vor dem Schlafengehen noch aufsaugten.
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Egilsstadir - Dettifoss- Lundur (17.06.17)
Am 17. Juni feiern die Isländer ihren Nationalfeiertag und ihre Unabhängigkeit. Unsere Gastgeberin stellte für alle Gäste zum Frühstück eine mit der Nationalflagge geschmückte Torte auf den Tisch und bat uns, davon zu kosten. Die Kostprobe war gelungen! Der Blick aus dem Fenster unseres Frühstücksraumes stimmte uns optimistisch, dass es an diesem Feiertag nicht regnen würde. Am naheliegenden Strand vor unserer Unterkunft hatten sich Kragenenten versammelt, um morgendliche Gefiederpflege zu betreiben. Diese Entenart, im Englischen wird sie Harlequin Duck genannt, kommt in Europa nur auf Island vor. Der Name leitet sich von der ungewöhnlich bunten Färbung des Erpels im Prachtkleid ab.

Bei der Abfahrt hat man einen schönen Blick in die weite Sumpflandschaft, in dessen stehenden Gewässern Sterntaucher ihre Jungen aufziehen. Die Altvögel sind ein Leben lang verpaart und haben eine hohe Fluchtdistanz. Im Winter sieht man den Sterntaucher auch bei uns in Deutschland. Er hält sich im Winter an der Ostseeküste und an der Nordseeküste auf.

Sterntaucher Männchen und Weibchen sehen gleich aus. Sie unterscheiden sich in der Größe und im Gewicht. Das Männchen ist größer und hat kräftigere Farben. Der Sterntaucher hat einen grauen Kopf mit roten Augen, der Schnabel ist dunkel und läuft spitz zu, der Hinterkopf und Nacken ist schwarz-weiß gebändert, er hat einen langen roten Kehlfleck, und der Rest vom Hals ist grau.

Die Straße nach Egilstadir führt an einer vielfarbigen Vulkankette vorbei. Helle Lavaasche füllt teilweise die Täler. Die Bauern kommen auch in Island nicht umhin, Kunstdünger auf ihre Wiesen zu streuen, um die Gräser besser wachsen zu lassen. In Egilstadir angekommen, tankten wir noch einmal nach (341). 1,71 € kostete ein Liter Benzin. Dieser Preis war während der gesamten Reise fast eine konstante Größe.

Auf dem Weg zum Dettifoss durchquert man eine eher unspektakuläre Ebene, in die der Fluss im Laufe der Jahrtausende den Canyon gegraben hat. Man ahnt auf dem Weg noch nichts von dem, was einen erwartet. Am Ziel trifft man auf eine gewaltige Schlucht mit einem tobenden Fluss – eine Landschaft wie am Anbeginn der Zeit.

Es gibt zwei Möglichkeiten, zum Dettifoss zu fahren. Beide führen von der Ringstraße aus zum Wasserfall. Die bequemere Variante führt auf der Straße 862 am Westufer der Jökulsá ca. 22 Kilometer nach Norden und endet an einem gut ausgebauten neuen Parkplatz. Von hier aus geht es in einem kurzen Fußmarsch zum Ziel. Diesen Marsch mussten wir 2016 wegen ansteigenden Schmelzwassers abbrechen.

Aus diesem Grund wählten wir diesmal den anderen Weg am Ostufer des Flusses. Auf der Schotterpiste 864 erreicht man nach 31 Kilometern einen kleineren Parkplatz, der direkt am Dettifoss liegt.

Der Dettifoss ist der energiereichste Wasserfall Europas. Er beeindruckt durch seine imposante Kraft und Energie. Gewaltige Massen von Wasser stürzen brüllend in die Tiefe. Der Fluss Jökulsá stürzt am Dettifoss in die Schlucht Jökulsárgljúfur – die isländische Version des Grand Canyon.

Nach einem kurzen Fußweg blickt man von oben auf den Dettifoss. Der Fluss verläuft unruhig und wild und stürzt sich dann ins Nirgendwo. Der Wasserfall ist zwar „nur“ 44 Meter hoch und auch „nur“ 100 Meter breit, aber je näher wir zur Abbruchkante gehen, desto beeindruckender wirkt er auf uns und macht seiner Bedeutung als „stürzender Wasserfall” alle Ehre. Je nach Wind und Wetter kann man mal mehr und mal weniger weit in die Schlucht blicken, in die der Dettifoss stürzt. Die Gischt legt sich wie ein Nebelschleier über die Felsen.

In der Schlucht Jökulsárgljúfur fließt der Fluss Jökulsá ca. 2 Kilometer, um dann als Hafragilsfoss abzustürzen. Die Straße ist ungeteert, aber gut gewalzt. Sie führt durch wüstenähnliches Gelände.

Der Hafragilsfoss mit seinen 27 Metern Fallhöhe ist der zweithöchste des gesamten Flusssystems und nicht minder beeindruckend. Die Anfahrt war einen Abstecher wert. Dort, wo das Wasser wieder in der Ebene fließt, lagert sich die schwarze Lavaasche ab.

Auf dem Weg vom Hafragilsfoss zu unserem Quartier in Lundur fährt man auf einer Piste, die mit rotem Lavaschotter belegt ist. In der weiten Landschaft dominiert die rote Farbe der Vulkane. Pastellfarben hellen die aschgraue Landschaft auf.

Als wir unsere empfehlenswerte Unterkunft „Dettifoss Guesthouse“ erreicht hatten, zog eine Regenfront auf. Die Übernachtung kostete 90.-€ (inkl. reichhaltiges Frühstück).

Nach dem Abendessen besuchten wir noch die hufeisenförmige Schlucht Ásbyrgi, die Teil des Jökulsárgljúfur-Nationalparks in Nordisland ist. Einst floss hier die Jökulsá á Fjöllum. Diese hat sich inzwischen weiter östlich ein Bett gegraben. Die Form der Schlucht erinnert an ein Hufeisen. Am Ende der 3,5 km langen Schlucht findet man einen kleinen See mit üppiger Entenpopulation. Er wird von einem Rinnsal gespeist, das zumindest im Sommer fast unmerklich von der Steinwand Ásbyrgis tropft. Vor dem Eingang zur Schlucht liegt der ca. 25 m hohe Felsen Eyjan in der Ebene.
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Husavik - Hotel Sveinbjarnargerdi - Grenivik - Laufas (18.06.17)
Nach dem Frühstück (7.00 Uhr) machten wir uns auf den Weg nach Husavik. Dort hatten wir, wenn das Wetter es zulässt, vor, eine Walbeobachtungstour mitzumachen. Die Straße zu diesem Ort ist perfekt ausgebaut und an gefährlichen Stellen auch, was in Island eine Seltenheit ist, mit Leitplanken versehen.

Wir waren gegen 10.00 Uhr in Husavik, um dort eine Walbeobachtungsfahrt zu buchen. Nachdem wir unsere Tickets für eine dreistündige Fahrt gekauft hatten (200 € für 2 Personen), haben wir uns in einem Cafe noch ein heißes Getränk gekauft, denn die Temperaturen lagen bei 7° C. Es gibt mehrere Anbieter, die jedoch eine Preisabsprache getroffen haben, denn wir hatten zuvor alle Preise abgeglichen.

Die Anbieter von Walbeobachtungstouren haben unterschiedlichste Boote zur Verfügung. Alle bieten Regenkleidung an, die man vor Beginn der Fahrt erhält. Da muss man Übergrößen schon mal tolerieren.

Auf unserer Tour bekamen wir zwei Buckelwale zu sehen. Es ist eine Walart, die oft in Küstennähe vorkommt und im Vergleich zu anderen Walen deutlich größere Flipper besitzt. Bekannt sind die Tiere unter anderem aufgrund ihres Walgesangs und ihrer Lebhaftigkeit. Durch die intensive Bejagung gingen die weltweiten Bestände zeitweise bedrohlich zurück. Seit 1966 steht der Buckelwal unter weltweitem Artenschutz. Charakteristisch ist sein Tauchverhalten, bei dem er unter Bildung eines Buckels abtaucht. Dieses Verhalten ist der Grund für seinen Namen. Außerdem hebt er beim Abtauchen regelmäßig die Schwanzflosse vollständig aus dem Wasser. Die Tiere zeichnen sich zudem durch akrobatische Sprünge aus, bei denen sie sich mit dem gesamten Körper aus dem Wasser erheben. Neben diesen Sprüngen klatschen sie häufig mit den Flippern oder der Fluke auf die Wasseroberfläche, wodurch laute Knallgeräusche entstehen. Dieses Verhalten konnten wir leider nicht erleben.

Laufas ist ein alter Großbauernhof mit einer Kirche, die erstmals 1047 erwähnt wurde. Die heutige Kirche, eine der stattlichsten ihrer Zeit, wurde 1865 gebaut. Sie hat u.a. eine mit Schnitzwerk verzierte Kanzel aus dem Jahre 1698. Das imposante Gehöft stammt aus den Jahren 1866-1870 und ist typisch für einen Torfhausbau auf einem großen Pfarrsitz. Es steht heute unter der Obhut des isländischen Nationalmuseums. Einer der Giebel ist mit einem Eiderentenerpel geschmückt - ein Hinweis auf die bedeutenden Brutkolonien von Eiderenten in dieser Region, die eine wichtige Nebeneinnahme darstellen.

Nach dem Besuch von Laufas hatten wir noch Zeit, um nach Grenivik, wo ca. 275 Einwohner leben, zu fahren. Grenivik ist ein typisches Fischerdorf an der Ostseite von Eyjafjordur. Auf der Hinfahrt wählten wir die geteerte Straße 83. Zurück zu unserem Hotel fuhren wir an der Mündung des Flusses Fnjoska vorbei und wählten die Gravelroute 835.

In Strandnähe von Grenivik befindet sich ein altes Fischerhaus, das museal eingerichtet ist. Die Hauswände sind mit Fischskelettteilen dekoriert. Ganz in der Nähe befindet sich auch ein hübsch eingerichtetes Cafe, das leider schon geschlossen war. So nutzten wir noch die zur Verfügung stehende Zeit, um in einer für ganz Island typischen kostenlosen Autowaschanlage unser Leihauto zu säubern.
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Bot. Garten von Akureyri - Godafoss (19.06.17)
Der Botanische Garten Akureyri liegt etwa 45 Meter über dem westlichen Ufer des Eyjafjörður im Süden der Stadt Akureyri zirka 50 Kilometer südlich vom Nördlichen Polarkreis. Einige Frauen aus Akureyri gründeten 1910 den Parkverein zur Verschönerung ihrer Stadt. Bereits im Vorjahr war ihnen von der Stadtverwaltung ein Hektar Land zugeteilt worden. Der Garten, die erste öffentliche Parkanlage in Island, wurde bis 1953 vom Parkverein geleitet. Während dieser Zeit wuchs die Gartenfläche auf 3,6 Hektar an. Neben seiner Aufgabe als Ort der Ruhe und Erholung ist der Garten ein Experimentierfeld. Es wird erprobt, welche Sträucher, Bäume und andere Pflanzen am Rand der Arktis überdauern können. Neben arktischen Gewächsen werden im Garten Pflanzen aus den Gemäßigten Breiten und den Hochgebirgen der Erde kultiviert. Die isländischen Pflanzen sind mit etwa 400 Arten in der südöstlichen Gartenecke präsent. Ende 2007 bestand der Garten aus zirka 7.000 Arten. Der Eintritt in den Garten ist frei. Die Tore sind stets geöffnet.

Zwischen dem Stadtzentrum von Akureyri und dem Botanischen Garten liegt die 1940 eingeweihte Kirche. Sie ist ein sehr moderner und nüchterner, aber gleichwohl ausgesprochen interessanter heller Betonbau mit stilisierten Basaltsäulen. Sie wurde vom Staatsarchitekten Guðjón Samuelsson entworfen, der auch die Hallgrimskirche in Reykjavík gestaltet hat. Das Gebäude thront auf einem Hügel und ist über eine große Freitreppe zu erreichen. Diese erhöhte Lage bringt es mit sich, dass die Kirche fast von jedem Punkt der Stadt und auch vom Umland her zu sehen ist.

Die Ausstattung im Inneren der Kirche stammt jedoch aus unterschiedlichen Epochen und verschiedenen Gegenden. So gibt es zwei Orgeln, eine 1961 in Deutschland hergestellte und die Chororgel, die in Island gebaut wurde. Die deutsche erweiterte man 1995, so dass jetzt insgesamt 3290 Pfeifen erklingen. Die isländische ist die erste im Inland hergestellte Orgel und stammt aus dem Jahr 1988.

Besonders erwähnenswert sind die Fenster der Kirche. Die ältesten, die Mittelfenster im Chor, sind rund 400 Jahre alt und gelangten aus England nach Akureyri. Angeboten von einem Antiquitätenhändler, kamen sie über Rejkjavik nach Akureyri und sind seit 1943 in der Kirche zu bewundern. Ursprünglich befanden sie sich in der Kathedrale von Coventry in England, wo sie glücklicherweise noch vor dem verheerenden Luftangriff im 2. Weltkrieg, dem auch die Kathedrale zum Opfer fiel, in Sicherheit gebracht wurden. Die zwölf Fenster des Kirchenschiffs wiederum erzählen Ereignisse aus dem Leben des Jesus Christus und aus der Geschichte des Christentums in Island.

Am letzten Tag in Akureyri hatten wir am Nachmittag noch Zeit, den Godafoss zu besichtigen. Das Wasser des Flusses Skjálfandafljót stürzt über einer Breite von ca. 30 m etwa 12 m in die Tiefe.
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Blöndus - Hvitserkur-Stadur (20.06.17)
Am frühen Morgen begegneten uns auf der Fahrt von unserem Hotel nach Akureyri Touristen in Bussen, die auf der AIDA ihren Urlaub verbrachten. Das Schiff lag im Hafen von Akureyri.

Wir hatten das erste Tagesziel im Visier- Blöndus. Die Wetterbedingungen waren gut. Die Sonne schien, die Temperaturen lagen bei 8°Grad. An den Straßenrändern blühte der Arktische Mohn in verschiedenen Farben. Eine Eiderente führte ihre drei Jungen auf einen naheliegenden Weiher.

Eine vielfarbige Stutengruppe von Islandpferden zog die Aufmerksamkeit auf sich. Vor allem die Fohlen waren besonders im Blickpunkt.

In Blöndus gibt es ein Kunsthandwerksmuseum, das u.a. die traditionelle Wollverarbeitung zeigt. Teile des Museums bestehen aus dem Nachlass der isländischen Frauenrechtlerin Halldóra Bjarnadóttir, die Lehrerin an der hier bis 1976 bestehenden Kvennaskólinn (Mädchenschule) gewesen ist, deren Gebäude heutzutage zum Museum gehören. Leider waren wir nicht zu den Öffnungszeiten vor Ort. Auffällig sind die Straßenlampenmasten, die mit Strickwaren verziert sind - eine nette Idee.

Auf dem Weg zum Basaltfelsen Hvítserkur (isl. etwa „weißes Nachthemd“), der sich an der Ostküste der Halbinsel Vatnsnes befindet, mussten wir einen kleinen Zwischenstopp einlegen. Eine größere Reitergruppe nutzte die Gelegenheit, den Pferden das saftige Gras, das durch den Regen bestens wuchs, zum Fressen anzubieten.

Der Hvítserkur (isl. etwa „weißes Nachthemd“) ist ein Basaltfelsen an der Ostküste der Halbinsel Vatnsnes von Island. Der etwa 15 m hohe Felsen, der an zwei Stellen ausgehöhlt ist, liegt am Húnafjörður und ist Nistplatz verschiedener Vogelarten. Vom Parkplatz zum Felsen muss man einen schmalen Trampelpfad absteigen, der durch den Regen stark aufgeweicht und dadurch nicht trittfest war. Mit Mühe und Vorsicht war die Strecke zu bewältigen.

Auf der Weiterfahrt zum Quartier machten wir an Koppeln, auf denen Islandpferde ihre Fohlen aufzogen, eine Pause.

Unterwegs konnten wir noch ein Singschwanpaar aus der Nähe beobachten. Im Quartier im North Star Hotel waren wir am späten Nachmittag.
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Rundfahrt: Stykkisholmur- Grundarfjördur- Olafsvik-Londrangar-Borganes - Stadur (21.06.17)
Die Verbindungen zwischen den Asphaltstraßen sind in Island meist geschotterte Wege, die in Regelmäßigkeit planiert werden. Dafür gibt es speziell gefertigte Fahrzeuge, die Unebenheiten abtragen und den Schotter in den entstandenen Löchern verteilen und verfestigen.

Die Stadtgemeinde Stykkishólmur (1. Stopp) liegt im Westen Islands in der Region Vesturland an der Nordseite der Halbinsel Snæfellsnes. Stykkisholmur ist als Tor zu den unzähligen Inseln der Breidafjordurbucht bekannt, die für ihre natürliche Schönheit und bemerkenswerte Tierwelt bekannt ist. Hauptwirtschaftsfaktoren sind Fischerei (vor allem Schellfisch und Krabben) und der Tourismus. Der Ort ist besonders gut für die Anlage eines Hafens geeignet, da die kleine Insel Súgandisey mit ihren Lavasäulen die Einfahrt schützt, was schon früh zum Anlegen von Booten genutzt wurde. Der geschützte Ort verfügt über viele erhaltene historische Häuser, die aus Holz gebaut sind. Neue aus Beton und anderen Baustoffen erbaute Gebäude sind dicht aneinandergereiht.

Auf der Insel Súgandisey, nahe bei Sykkisholmur, steht ein kleiner roter Leuchtturm aus dem Jahre 1948, der vom Hafen aus über eine Treppe erreicht werden kann. Vom Standort des Leuchtturms aus hat man einen sehr schönen Überblick auf die Inseln, wo man idyllische Unterkünfte buchen kann. Auf den Inseln brüten verschiedene Seevogelarten, die man gut fotografieren kann.

Die neue Kirche in Stykkisholmur, die aus Beton gebaut wurde, sieht man schon von weitem wegen ihrer auffallenden Form. Sie wurde von dem Architekten Jón Haraldsson (1930–1989) entworfen und 1990 eingeweiht. Wie ein weißer Schwan thront sie auf dem Felsen über der Bucht. Durch die vielfach geschwungenen Konturen des Baukörpers scheint alles an ihr in Bewegung zu sein. Der Innenraum ist schlicht gestaltet und verfügt über eine große Orgel.

Wenn man die Straße 54 von Stykkisholmur kommend benutzt, sieht man schon aus der Ferne den beschaulichen Ort Grundarfjördur mit seinem Wahrzeichen – den Berg Kirkjufell. Er liegt am Fjord Grundarfjörður vor der Stadt auf einer Halbinsel. Diesen spitzen Gipfel hat ein Eiszeitgletscher von beiden Seiten zugeschliffen. Gegenüber befindet sich ein Wasserfall, der reichlich Wasser führte. Dieses Juwel im Norden Islands kann kein Tourist übersehen. Es zwingt zu einem Aufenthalt.

Bevor man Olafsvik erreicht sind Sitzgruppen aufgestellt, die man bei gutem Wetter als Rastplatz nutzen kann. Die Küste ist mit schwarzer Lava strukturiert. Auffallend in dieser kaum besiedelten Gegend ist eine freistehende Kirche, zu der man auf einer Teerstraße, die von Lupinen gesäumt ist, gelangt. Die Kirche selbst ist schlicht eingerichtet, was man bei verschlossener Tür durch die Fenster sehen konnte.

Im Westen der Halbinsel Snæfellsnes gibt es an der Südküste eine Felsengruppe mit der Bezeichnung Londrangar. Auf der Straße 574 fährt man durch flaches Gelände, das von Schafen beweidet wird. Hier wachsen sogar Orchideen. Der Küstenbereich um Londrangar ist wild zerklüftet. Ein Wanderweg führt von einem Parkplatz zum Leuchtturm Malarrif, den man schon aus der Ferne als Richtpunkt zum Parkplatz sehen kann.

Dieser Küstenabschnitt wird besonders durch die Meereswellen bearbeitet.
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Stadur - Holmavik - Drangsnes - Djupavik - Hotel Bjarkalundur (22.06.17)
Der nächste Tag unserer Islandreise führte uns durch eine faszinierende Landschaft. Die wolkenlosen Spalten im grauen Himmel stimmten uns optimistisch, dass die Wetterbedingungen stabil bleiben, d.h. kein Regen fällt.

Unseren ersten Siedlungspunkt erreichten wir nach 9 Kilometern. Der Bauer hatte sich eine kleine Kirche auf sein Grundstück setzen lassen. Als wir Holmavik (336 Einwohner) erreichten, sahen wir zuerst die kleine helle, holzverkleidete Kirche (Hólmavíkurkirkja), die auf einem Felsen errichtet ist.

Nachdem wir Holmavik einen kurzen Besuch abgestattet hatten, fuhren wir am Meer entlang auf der Straße 645 durch hügeliges Gelände nach Drangsnes. Hier befindet sich eine Gruppe von Wannen am Meer, die einzigartig sind. Ein Straßenschild weist die Richtung auf die Pools, die mit warmen Mineralwasser gefüllt sind. Von der Straße kommend, geht man ein paar Schritte bis zu den Pools. Ein kleines Häuschen bietet den Besuchern eine Toilette und einen Umkleideraum. Nach dem Bad erwartet man von den Besuchern einen Obolus für die Nutzung der romantischen Anlage. Dollars, Euros oder Isl. Kronen sind willkommen und werden in den kleinen Kasten am Umkleidehäuschen gelegt.

An den Berghängen (713) hatten die drohenden Regenwolken Schwierigkeiten, vorbeizukommen. Es blieb bei der Drohung, denn die Sonne gewann immer mehr die Oberhand. In Küstennähe fiel ein aufgeschichteter Turm auf. Liebhaber des Treibholzes hatten ihn mühsam errichtet und durch geschicktes Verteilen der einzelnen Stämme standfest errichtet. Aus der Mannigfaltigkeit des angeschwemmten Holzes die richtigen, zueinanderpassenden Stämme zu finden, nahm viel Zeit in Anspruch. Nicht zu verwendendes Holz wurde zum Trocknen aufgestapelt. Als Brennmaterial kam es nicht in Frage, denn die Isländer heizen primär mit billigen Strom, den sie in den Wasserkraftwerken gewinnen. Was man im Meer alles entsorgt, war schnell ausgemacht. Da sind zerrissene Fischernetze noch das umweltfreundlichste Übel, was man im Ganzen entsorgen kann.

Gegen Mittag verbesserte sich die Sicht auf die Landschaft immer mehr (719) und die verregneten Straßen trockneten durch den Küstenwind schnell ab (720). Die strahlende Sonne färbte das Meerwasser in einen kräftigen Blauton (721). Die zu fahrende Gravelroute wurde an manchen Stellen sehr eng, sodass man Haltenischen einbaute, die mit einem M gekennzeichnet sind und aus der Ferne gut zu sehen waren. Aufgrund des äußerst geringen Verkehrsaufkommens auf dieser Strecke hatten wir immer freie Fahrt.

Auf dem Weg nach Djupavik begegnete uns kein einziges Fahrzeug. So musste man an unübersichtlichen Stellen wie Bergkämmen keine erhöhte Konzentration walten lassen. Jedoch wurde an mehreren Abschnitten der Straßenführung vor herabfallenden Steinen gewarnt. Aufkommender Nebel war kein Hindernis, denn der verzog sich durch den herrschenden Wind relativ schnell. Bei einem kurzen Stopp musste man aufpassen, nicht von Küstenseeschwalben, die dicht am Straßenrand brüteten und mutig ihren Nachwuchs verteidigen, angegriffen zu werden. Gegen Mittag erreichten wir auf lehmig-nasser Straße unser Ziel Djupavik.

Djúpavík (dt. „Bucht der Abgründe“) ist der Name eines Ortes sowie der gleichnamigen Bucht in der Landgemeinde Árnes an der Ostküste der Westfjorde in Island. Die Verlassenheit dieses Ortes, gepaart mit der einzigartigen landschaftlichen Kulisse machen den besonderen Reiz von Djúpavík aus. Hier spürt man eine besondere Atmosphäre. Erst 1968 wurde eine Straße gebaut. Bis dahin war Djúpavík nur über den Seeweg oder mit dem Pferd erreichbar. Im Jahre 1917 registrierte man in Djúpavík mit Guðjón Jónsson und dessen Frau Kristín Guðmundsdóttir sowie ihren Töchtern die ersten Einwohner. Im gleichen Jahr baute Elías Stefánsson eine Heringssalzstation auf. Im Zuge des Aufbaus der Station wurden Wohnhäuser und Geschäfte sowie eine Schiffsanlegestelle erbaut. Auch Óskar Halldórsson hatte dort gleichzeitig eine Heringsverarbeitung gegründet. Auf Grund der Wertverluste beim Hering nach dem Ersten Weltkrieg und der Wirtschaftskrise 1920 wurden jedoch im Jahre 1919 viele Arbeiter entlassen.

Ab 1934 war Djúpavík wieder in einer wirtschaftlichen Hochphase. So gründete man in Reykjavík die Aktiengesellschaft Djúpavík AG, um mit Hilfe ausländischen Kapitals – in Island fanden sich keine Investoren – eine Heringsfabrik in Djúpavík bauen zu können. Die Solborg Bank in Stockholm gewährte schließlich einen Kredit in Höhe von 4000 schwedischen Kronen, so dass am 7. Juli 1935 der Betrieb anlaufen konnte.

Die etwa 90 m lange Heringsfabrik war zu ihrer Zeit hinsichtlich ihrer Größe und Technik das größte Betongebäude Islands und die modernste Fabrik ihrer Art in Europa. Die Arbeiter der Fabrik wohnten in Zelten sowie vor allem in der kalten Jahreszeit auf einem 30 Mann fassenden anliegenden Dampfschiff, der M/S Suðurland, die 1919 in Dänemark gekauft wurde und die heute vor sich hinrostet.

In der Folge des Baus der Fabrik, die allein etwa 60 Menschen beschäftigte (rund 200 weitere Arbeiter waren als Einsalzer tätig), siedelten sich in der Region Árnes zahlreiche weitere Unternehmen an, wie z. B. die Fabrikskantine. Im Herbst, außerhalb der Fischsaison, wurde das Fabrikgebäude zu einem Schlachthof umfunktioniert.

Nach 1944 wurde der Fischfang merklich geringer, bis er 1950 fast gänzlich versiegte. Ausgleichsmaßnahmen, wie etwa das Fangen anderer Fischarten, konnten aber das Ende der Fabrik im Jahre 1954 nur noch verzögern. Auch der Plan, im Ort eine Gefrierhalle zu eröffnen, wurde auf Grund des ausbleibenden Fischfangs verworfen.

Der Standort der ehemaligen Heringsfabrik erforderte große Mengen Süßwasser, die auch vorhanden waren. Von einem naheliegenden Wasserfall wurde das Wasser in das Fabrikgelände, um es in der Produktion zu nutzen. Noch heute bezieht der kleine Ort sein Trinkwasser von dort. Nachdem die Heringsfabrik geschlossen wurde, folgte ein kontinuierlicher Bewohnerrückgang im Ort. 1982 war der Ort menschenleer. Schließlich kam Ásbjörn Þorgilsson nach Djúpavík und renovierte gemeinsam mit seiner Frau Eva Sigurbjörnsdottir ein Haus, das ehemals Arbeiterinnen als Unterkunft gedient hatte. Es wurde zum Hotel umgebaut und im Sommer 1986 eröffnet. Jetzt ist das Hotel in der Hand eines deutschen Ehepaares. Das Hotel sei, wie es manchmal heißt – dass wohl einsamste der Welt. Sie kümmern sich leidenschaftlich um den Erhalt dieses Abschnittes isländischer Geschichte und renovieren Stück für Stück die alten Gebäude. Im Hauptgebäude der Heringsfabrik haben sie eine dauerhafte Ausstellung etabliert, welche über die Geschichte dieses Ortes aufklärt.

Wenn man durch die Tür des kleinen Hotels gelaufen ist und zurückschaut, hat man einen schönen Blick auf das Meer. Im Gastraum sind nur wenige Sitzgelegenheiten aufgestellt. Die meiste Fläche ist mit gesammelten Mobilar etc. belegt.
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Reykholar - Flokalundur-Patreksfjördur-Bildudalur - Raudsdalur (23.06.17)
Gegen 18.00 Uhr waren wir in unserer Unterkunft im Hotel Bjarkalundaur. Hier buchten wir zwei Übernachtungen. Am nächsten Tag unternahmen wir eine Tagestour. Gegen 7.30 Uhr fuhren wir bei nur 5 ° Grad nach Reykholar. Dieser Ort liegt am Breiðafjörður auf der Halbinsel Reykjanes in einem Geothermalgebiet. Hier wohnen 137 Menschen. Touristisch interessant ist die Kirche des Ortes, die nicht zu besichtigen war. 1974 wurde etwa 2 km außerhalb des Orts eine Fabrik zur Tangverarbeitung errichtet.

Einen Schwerpunkt der Islandreise 2017 bildete der Besuch der Westfjorde, die wir bei unserem ersten Besuch Islands im Jahr 2016 ausgelassen hatten. Diese Landschaft ist noch im Urzustand, wie es sie nirgends in Europa mehr gibt. Hier gehen die Uhren etwas gelassener als im übrigen Land. Wie die Finger einer Hand ragen die Westfjorde in den Nordatlantik. Gewaltige Fjorde, umrahmt von hohen Basaltbergen, prägen diese wunderschöne, fast menschenleere Landschaft (3 % der isländischen Gesamtbevölkerung lebt hier).

Die Westfjorde bilden einen ganz eigenen Landschaftsraum. Rund 30 % der Küstenlinie von ganz Island entfallen auf die Westfjorde. Vulkanismus hat dieser Landesteil Islands weitestgehend hinter sich gelassen. Das Bild der heutigen Landschaft entstand vor allem durch die gewaltigen Gletscher der letzten Eiszeit, die die riesigen Fjorde ins Land gefräst haben.

Im kleinen Ort Patreksfjördur suchten wir ein Cafe auf, wo uns ein Fensterplatz angeboten wurde, von dem wir einen schönen Blick auf den Fjord hatten.

Nach dem Genuss eines guten Kaffees und Kuchens fuhren wir über eine Passstraße, an deren Seite massenhaft Moose wuchsen nach Bildudalur.

Verkehrsschilder weisen rechtzeitig auf Übergänge von einer mit Asphalt belegten Straße auf eine Schotterstraße hin. In der Einsamkeit der Westfjorde haben manche Siedler das herabstürzende Wasser aus den Bergen in eine Kleinturbine umgeleitet, um billige Elektrizität selbst zu erzeugen. Das überschüssige Wasser stürzt in die Tiefe und fließt zum Meer.

In Steinschuttflächen sind die Nester des Austernfischers gut getarnt. Die Altvögel halten sich ganz in der Nähe auf, um es zu beschützen. Küstenseeschwalben waren im Brutgeschehen schon weiter. Sie fütterten bereits ihre sehr gut getarnten Jungtiere. Sobald man das Auto verlässt, erfolgt der erbarmungslose Angriff eines Altvogels.

Die Lichteffekte sind in Island besonders schön. Dunkle Flächen werden durch kurzzeitige Sonnenstrahlen, die durch Wolkenlücken gereichen, bestrahlt und bilden Landschaftskontraste. An den Seitenrändern der Schotterpisten kurzzeitig zu parken, ist bei der geringen Verkehrsdichte in den Westfjorden kein Problem. Und Anlass dazu gibt es bei dieser grandiosen Landschaft immer wieder. Wenn man Bildudalur passiert hat, erreicht man nach wenigen Kilometern ein Thermalbad, das man kostenlos nutzen kann. Wem der Naturpool mit seinem 36 ° Grad warmen Wasser zu klein ist, der kann in das ebenso warme Schwimmbecken direkt am Meer ausweichen. Umkleidekabinen sind in einem kleinen Holzhäuschen vorhanden.

Ein Bauer in der Nähe von Raudsdalur hat eine Touristenunterkunft gebaut, die äußerlich nicht gerade zum Verweilen einlädt. Die Innenräume haben aber unseren Erwartungen entsprochen. Zwei deutsche Mädchen hatten uns freundlich empfangen und in die Gepflogenheiten der Unterkunft eingewiesen. Der Frühstücksraum stand den Anwesenden zur Selbstversorgung oder dem vorausbestellten Essen zur Verfügung. Der Aufenthaltsraum war mit bequemen Sitzmöbeln ausgestattet und gewährte einen wunderbaren Blick auf das Meer.
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Latrabjarg - Breidavik - Raudasandur (24.06.17)
Wir hatten uns vorgenommen, einen ganzen Tag an der Steilküste Látrabjarg, die im äußersten Westen der dünn besiedelten Westfjorde liegt (802), zu verweilen. Die 14 km lange Steilküste hätte auch ein großes Zeitmaß des Tages benötigt. Doch übermäßig starke Winde und nur 5° Grad Lufttemperatur ließen einen längeren Aufenthalt ohne gesundheitliche Folgen nicht zu.

Látrabjarg gilt als einer der größten Vogelfelsen der Welt. In den bis zu 450 m hohen Kliffs leben Millionen Seevögel, vor allem Papageitaucher, Lummen und Tordalken. Die Vogeleier dienten den Isländern als Nahrung und wurden durch Abseilen gesammelt. Von Breiðavík führt eine schmale Schotterstraße zu dem meist menschenleeren Kap, an dem eine Wetterstation und ein Leuchtfeuer stehen. Wenn man die Hauptstraße nach Patreksfjördur verlässt und die Zufahrtsstraße befährt, sind die ersten 5 km noch asphaltiert. Was dann aber ca. 15 km lang folgt, ist eine Zumutung für Nutzer eines normalen Personenkraftwagens: Schottersteine in der Größe einer Faust, die das Bodenblech des Autos auf seine Durchlässigkeit von Meter zu Meter beim Schritttempofahren testen, unbefestigte Straßenränder – kurzgefasst: eine Katastrophe, der man sich aber aussetzen muss, will man das Juwel dieser Halbinsel gesehen haben.

Dort, wo man begonnen hat, die Schotterflächen zu walzen, haben sich massenhaft Küstenseeschwalben Nester gebaut. Strohhalme und kleine, kreisförmig angeordnete Steinchen markieren die Brutstätten. Ein Hinweisschild weist auf die Gefahr hin, wenn man das Auto verlässt. Dann ist man unweigerlich den Alttieren ausgesetzt, die jeden Feind mutig attackieren. Austernfischer waren im Brutgeschehen schon weiter. Sie führten ihre gut getarnten Jungtiere in das Gewirr größerer Steine.

Auf dem Weg nach Látrabjarg muss man über den Bergpass von Örlygshöfn. In Küstennähe liegt das Hótel Breiðavík. Es gibt dort eine Kirche, deren rotes Dach und die Turmspitze aus der Ferne gut zu sehen sind. Hat man auf einer roten Lavaaschestraße fahrend den Parkplatz am Vogelfelsen erreicht, trifft man auf ein Schild mit Verhaltensregeln, die man unbedingt beachten sollte, um sein Leben nicht zu riskieren. In den Hinweisen ist nichts übertrieben, das konnten wir am eigenen Leib erfahren. Die Sturmböen sind gewaltig. Ihnen Standhaftigkeit entgegen zu bringen, war nicht einfach. Um so mehr freue ich mich, wenigsten noch ein paar ansprechende Vogelaufnahmen gemacht zu haben, die noch folgen.

An den Steilwänden der Felsen befinden sich tausende von Nestern, die durch den weißen Kot der Jungvögel markiert sind. Trottellummen brüten auf engstem Raum.

Der Tordalk ist ein kräftig gebauter Alkenvogel mit einem hohen und seitlich zusammengedrückten Schnabel. Auf dem Wasser und im Flug erinnert er an Lummen, von denen er sich jedoch durch seinen kräftigeren Schnabel und den längeren Schwanz unterscheidet. An Land hockt der Tordalk in aufrechter Körperhaltung. Der Tordalk wird seit 2015 als potenziell gefährdet eingeschätzt. Nachdem wir auch Papageitaucher am Vogelfelsen gesehen hatten, fuhren wir nach Breidavik, um im einzigen Hotel des Ortes Mittagessen einzunehmen und uns aufzuwärmen. Warm wurde uns schon beim Lesen der Speisekarte und den darauf ausgewiesenen Preisen. Die bestellten Speisen waren aber vorzüglich.

Zugegeben, die Straße 614 ist riskant zu fahren und Leitplanken existieren höchstens in der Vorstellung. Trotzdem, das Wagnis wird belohnt! Die Schotterpiste windet sich in steilen Serpentinen den Hang hinunter, wenn plötzlich die Sicht auf eine rötlich schimmernde, von Meeresprielen durchzogene Ebene freigegeben wird. Ein großartiger Augenblick und einen Stopp wert. Voraussetzung für diesen unvergesslichen Moment ist der richtige Zeitpunkt. Es gilt die Gezeiten zu beachten. Bei Flut und Wasserhöchststand ist die gesamte Strandfläche von Wasser bedeckt. Hereinströmendes und hinausfließendes Wasser hingegen formen Gemälde in den Raudasandur.

Natürlich reizt es, den riesigen Strand zu Fuß zu erleben. Wer es über die Sandfläche versucht, dürfte hier und dort etwas Mühe haben. Viel bequemer geht es auf dem kurz nach dem Parkplatz angelegten Weg durch die grüne, angrenzende Ebene.

In Strandnähe am Raudasandur befindet sich eine kleine Kirche namens Saurbaejarkirkja. Es ist eine katholische Kirche aus dem 17. Jahrhundert. Die Kirche wurde nach gründlicher Restaurierung im Auftrag des Nationalmuseums und mit Mitteln aus dem Haushaltsfond Islands am 5. September 1982 wieder geweiht. Nur etwa 400 m entfernt hat man ein schönes Kaffihus errichtet, von dessen Terrasse man windgeschützt einen schönen Blick auf das Meer und den farbigen Strand hat.

Charakteristisch für das landschaftliche Bild der Westfjorde sind besonders im südlichen und westlichen Teil die Tafelberge mit ihren steilen Hängen (849) und den -wie mit dem Lineal gezogenen- Bergkuppen, zwischen denen sich kilometerlange Fjorde ins Landesinnere ziehen. Wenige Kilometer von unserer Unterkunft entfernt befindet sich ein Thermalbad mit heißen Quellen. Die Badegäste wurden immer wieder von den in der Nähe brütenden Küstenseeschwalben attackiert. Selbst Angriffe auf unser fahrendes Auto blieben nicht aus.
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Von Raudsdalur nach Isafjördur (25.06.17)
Unsere nächste Station der Reise war Isafjördur. Diesen Ort erreichten wir am späten Nachmittag, denn unterwegs gab es eine Menge zu sehen, was einen längeren Aufenthalt gerechtfertigte. Wir fuhren bei herrlichem Sonnenschein und Windstille gegen 8.00 Uhr von unserem Quartier auf dem Bauernhof in Raudsdalur ab. In Flokalundur tankten wir das Auto wieder auf. Die Schotterstraße bis zur Kreuzung nach Bilduladur war anfangs noch problemlos zu befahren, verschlechterte sich aber mit der Zahl zu fahrender Kilometer erheblich. Dass Leitplanken fehlten und der Straßenrand nur durch Autoreifen, in denen Warnkegel standen, markiert war, avancierte zur Randerscheinung. Wie marode die Brücken auf dieser wenig befahrenen Strecke sind, zeigen die Risse im Beton. Wir hatten mehr die landschaftliche Schönheit im Blick und wussten, dass wir mit dem Pkw unser Ziel erreichen.

Die Landschaft in Richtung Dynjandi-Wasserfall ist von leuchtend grünen Moosflächen geprägt, die von klarem Quellwasser versorgt werden. Auf der Passhöhe lagen noch dicke Schneeflächen.

Bevor man den Dynjandi-Wasserfall erreicht, durchfährt man eine riesige Fläche, die von zerklüftetem Gestein geprägt ist. Dass in den vorhandenen Nischen noch Plfanzen gedeihen, entdeckt man erst, wenn man ins Gelände klettert. Auf den Steinen hat sich die Landkartenflechte breitgemacht.

Nachdem wir die „Steinwüste“ durchfahren hatten, erreichten wir eine beeindruckende Landschaft, die von Flussläufen, stillen Seen und Wasserfällen geprägt ist.

Dynjandi, der höchste Wasserfall im Gebiet der Westfjorde, liegt direkt an der Straße Nr. 60. Er ist einer der Höhepunkte der Westfjorde. Die zahlreichen Wasserfälle an diesem Ort bilden ein einmaliges Szenario. Ein Hinweisschild kann man nicht übersehen. Er stürzt sich von der Hochfläche Dynjandisheiði über zahllose Stufen rund 100m in die Tiefe und wird dabei immer breiter. Sein Name – er bedeutet soviel wie „Dröhner“ - leitet sich vom lauten Dröhnen des fallenden Wassers ab, dass über große Entfernung zu hören ist. Der Wasserfall verdankt seine Entstehung der letzten Eiszeit. In den Haupttälern konnten sich die mächtigen Talgletscher aufgrund ihrer großen Masse stärker eintiefen, als die Gletscher der Nebentäler. Als die Eismassen abgeschmolzen waren, blieben an den Einmündungen der Nebentäler Gefällestufen zurück, über die heute an vielen Stellen Bäche und Flüsse in die Tiefe stürzen Vom Parkplatz aus kann man die herabstürzenden Wassermassen gut sehen. Der Aufstieg zum Hauptwasserfall ist beschwerlich. Man muss mehrfach durch Wasserdunstglocken hindurch. Erst aus der Nähe am Fuß des Dynjandi bekommt man ein Gefühl für die Wassermassen, die hier über viele kleine Gesteinstreppen herunterstürzen. Man kann sich von den feinen Wassernebeln erfrischen lassen und neue Energie tanken. Die Wasser der Dynjandisá scheinen wie in Zeitlupe als breiter und zugleich filigraner Vorhang zu Tal zu schweben. Dieser Platz ist einfach atemberaubend.

Dynjandi ist einfach mehr als nur ein Wasserfall. Es ist ein ganze Ensemble, eine regelrechte Wasserfall-Inszenierung, die auf Island ihresgleichen sucht. Die Umgebung ist seit 1979 als Naturreservat geschützt. Die Busse zwischen Brjánslækur und Ísafjörður halten am Dynjandi für ca. 10 Minuten. Das reicht vielleicht für einen Schnappschuss. Wer den Dynjandi wirklich sehen will, muss sich mehr Zeit lassen. Wir verweilten 2 ½ Stunden. Man braucht wirklich alle Sinne für dieses Erlebnis. Und das bleibt unvergesslich.

Die Wasser der Dynjandisá scheinen wie in Zeitlupe als breiter und zugleich filigraner Vorhang zu Tal zu schweben. Man befindet sich hier auf beinahe 500 Meter Höhe und hat daher einen wahrhaft spektakulären Ausblick über den Arnarfjörður bis zur Grönlandsee am Horizont.

Nach dem Besuch des Dynjandi-Wasserfalls setzten wir unsere Fahrt fort. Die Erosion an den Gebirgshängen hat hier tiefe Spuren hinterlassen. Die Schotterpiste streckt sich einige Kilometer in Serpentinen hinunter zum Borgarfjördur. Aus der Ferne ist der Zentralvulkan Tjaldanesfell zu sehen.

Der Breiðadals-og-Botnsheiðar-Tunnel wurde von 1991 bis 1995 erstellt und am 14. September 1996 dem Verkehr übergeben. Mit einer Länge von 9120 m ist er der längste Tunnel in Island. Diese Länge kann jedoch nicht am Stück durchfahren werden, denn der Tunnel weist eine Besonderheit auf. Von Südwesten herkommend – die Breiðadalsheiði unterquerend – teilt sich der Tunnel nach 4150 Metern in zwei Röhren auf: Die nördliche Röhre (2907 Meter) unterquert die Botnsheiði und führt in den Súgandafjörður, die östliche Röhre (2103 Meter) führt nach Ísafjörður. Lediglich dieses Teilstück ist zweispurig ausgebaut, die übrigen beiden Teilstücke sind einspurig (mit Kreuzungsinseln). Wir erreichten am Nachmittag die Stadt Isafjördur. Unsere Gastgeberin empfing uns sehr freundlich und wies uns in das Zimmer ein.

Ísafjörður („Eisfjord“) liegt im äußersten Nordwesten Islands. Am 1. Januar 2017 lebten hier 2571 Personen. Im 16. Jahrhundert gründeten hier deutsche und englische Firmen ihre Handelsniederlassungen. Die während des dänischen Handelsmonopols errichteten Häuser am Südzipfel der Halbinsel bilden heute das Heimatmuseum Neðstikaupstaður. Sie stellen den ältesten erhaltenen Siedlungskern Islands dar. Ísafjörðurs allgemeiner Wohlstand kam erst im 18. Jahrhundert mit der Klippfischverarbeitung. Ísafjörður war einst der größte Standort der Shrimps-Fischerei von Island und ist auch heute noch besonders für den Fischfang bekannt.

In Isafjördur existieren Wohnhäuser unterschiedlichsten Baustils. Alle sind auf Zweckmäßigkeit ausgelegt und gut gegen die widrigen Umwelteinflüsse geschützt.

Es gab in Isafjördur Perioden, wo man die Häuser mit Wellblech verkleidete. In der Stadt wurde ein neues Krankenhaus gebaut. Die Kirche hat einen eigenwilligen Baustil. Die Ísafjarðarkirkja stammt von 1995. Die frühere Kirche an dieser Stelle ist im Jahr 1987 vollständig verbrannt.

Das Westfjords Heritage Museum befindet sich in einem alten historischen Viertel namens Neðstikaupstaður in Isafjördur. Es wurde im Jahre 1784 eröffnet. Das Museum orientiert sich am maritimen Erbe und gibt den Besuchern einen Einblick in die lokale Fischerei- und Fischereiindustrie der Westfjorde sowie das Leben der Fischer, ihrer Familien und der Küstenkultur im Laufe der Jahrhunderte.
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Hnifsdalur - Bolungarvik - Skalavik - Flatery (26.06.17)
Am 2. Tag unserer Anwesenheit in Isafjördur unternahmen wir eine Erkundung der Umgebung. So fuhren wir zunächst nach Hnifsdalur, einem kleinen Dorf zwischen Ísafjörður und Bolungarvík. Es hat ungefähr 200 Einwohner, von denen viele Arbeit in Ísafjörður, nur 4 km entfernt, suchen. Hfífsdalur ist die Heimat des größten Fischereiunternehmens in den Westfjorden, HG, in dem rund 250 Mitarbeiter beschäftigt sind. In dem ruhigen Dorf gibt es keine wirklichen Dienstleistungen, aber es ist ein großartiger Ort für Naturliebhaber und Outdoor-Enthusiasten. Das tiefe Tal, von dem das Dorf seinen Namen hat, ist üppig und grün. Mehrere Wanderwege finden Sie im Tal und in den umliegenden Bergen, sowohl gemäßigt als auch anspruchsvoll. Es gibt direkt an der Küste des Dorfes einen Aussichtspunkt auf das Meer, wo Besucher gebeten werden, ihre Beobachtung von Walen und Seevögeln in ein Buch einzutragen.

Von Hnifsdalur nach Bolungarvik gelangt man durch einen 5,4 km langen Felstunnel. Der Querschnitt des Tunnels ist kreisförmig mit einer Breite von 8,0 m auf Straßenniveau. Die maximale Höhe von Fahrzeugen, die den Tunnel passieren wollen, darf nur 4,2 m betragen. Wenn man den Tunnel durchfahren hat, biegt man rechts ab und gelangt zum Freilichtmuseum Osvör. Die rekonstruierte Fischerhütte Ósvör am östlichen Ende der Bucht von Bolungarvik ist als ein Freilichtmuseum gestaltet. Die Nachbauten der Wohn- und Arbeitshäuser zeugen von der Zeit, als hier noch mit Ruderbooten gefischt wurde.

Vom Museum hat man einen sehr schönen Blick über die Bucht von Bolungarvik zum kleinen Städtchen Bolungarvik. Sehenswert ist der oberhalb Ósvörs gelegene kleine, grellorangene Leuchtturm Óshólaviti, der 1937 gebaut wurde.

Die Stadt Bolungarvík (‚Holzhaufenbucht‘) ist eine Stadtgemeinde in der Region Vestfirðir im äußersten Nordwesten Islands. Am 1. Januar 2017 hatte die Gemeinde 888 Einwohner. Überragt von den steil abfallenden Berghängen des markanten Traðarhorn liegt Bolungarvík an der kleinen, gleichnamigen Bucht. Der Fischfang ist schon immer die wichtigste Einnahmequelle des Ortes gewesen, und in der Bucht befanden sich bis Ende des 19. Jahrhunderts viele Fischerhütten, die hauptsächlich während der Fischfangsaison im Winter genutzt wurden.

Auf einer 12km langen, unbefestigten Piste kann man von Bolungarvík aus über einen 340m hohen Pass zur kleinen, grünen Bucht Skálavík fahren. Von der Passhöhe aus gibt es auch eine Straße zum Bolafjall (632m), von wo sich bei gutem Wetter eine herrliche Aussicht bietet. Skálavík ist eine weite Bucht zum offenen Meer. Das grasige Tal liegt an der Bucht, umgeben von Bergen und Hügeln.Nach der Rückkehr von Skálavík kehrten wir in das Restaurant Einarshusid ein. Einarshúsið ist ein über hundert Jahre altes, gemütliches kleines Hotel direkt am Fischerhafen von Bolungarvik.

Am Nachmittag des gleichen Tages, an dem wir in Bolungarvik waren, fuhren wir von Isafjördur nach Flateyri. Der Ort wurde 1792 gegründet. Er liegt auf einer Halbinsel im Fjord und hatte am 1. Januar 2017 182 Einwohner. Flateyri ist seit 1996 durch den insgesamt über 9 km langen Tunnel Vestfjarðagöng, den längsten Tunnel Islands, an die nördlich gelegene Stadt Ísafjörður angeschlossen.

In den Westfjorden findet man einige Orte, die auf Sandbänken erbaut wurden, weil die Leeseiten gute Ankerplätze ermöglichten. Neben Flateyri nutzen auch Ísafjörður oder Þingeyri diese im Gefolge der letzten Eiszeit entstandenen Sandbänke.

Der kleine Ort Flateyri am Önundarfjörður lebt in der Hauptsache vom Fischfang. Früher wurden von hier aus auch Grönlandhaie gefangen – in Island auch heute noch eine Spezialität. Außerdem gab es hier eine große Walfangstation, von der man heute 2 Kilometer vor dem Ort noch einen Schornstein und einen Dampfkessel sehen kann – Reste eines Wiederaufbauversuchs, nachdem die Station 1901 einem Feuer zum Opfer gefallen war.

Im Hafengelände konnten wir beobachten, wie Fischer ihren Fang landeten. Die Lachmöven waren schon dabei, den Frischfisch zu probieren.
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Isafjördur - Holmavik - Hotel Edda bei Budardalur (27.06.17)
Am Morgen fuhren wir wieder von den Westfjorden ab. Wir machten unterwegs mehrfach eine Pause, um die Einsamkeit auf der Strecke von Isafjördur zum Hotel Edda Laugar i Saelingsdal zu erleben. Die Mittagspause schoben wir in Holmavik ein.

In den Morgenstunden war der Fjord bei Sudavik mystisch anzuschauen. Im Ort gibt es eine schöne Unterkunft in Holzhütten, die man von der Straße aus nicht übersehen kann. Die geteerte Hauptstraße durch die Fjordlandschaft schmiegt sich teilweise an die Gebirgszüge an. Erst auf der gegenüberliegenden Fjordseite kann man die Dimensionen der Vulkane erfassen. Bis zum Ufer der Fjorde sind farbige, eisenhaltige Steine bei der Eruption geschleudert worden. In der Gegend um Sudavik trafen wir auf große Ansammlungen von Eiderenten-Männchen. Die Weibchen führten die Jungen.

Auf dem Weg von lsafjördur nach Budarladur, in der Nähe von Sudavik, kamen wir an einem kleinen Parkplatz vorbei, der uns sehr erstaunte. Auf dem dortigen Tisch stand eine Box, in der ein kleines Gästebuch lag, selbstgemachte Marmelade zum Verkauf angeboten wurde und Ferngläser zum Beobachten der Robben lagen. Es wird einfach vorausgesetzt, dass man nach dem Beobachten der Tiere hier die Gläser wieder zurücklegt, damit der nächste auch in den Genuss kommt. Bei uns in Deutschland wäre dies undenkbar. Wir nutzen das Angebot und sahen uns die Tiere aus der Nähe an. Ein am Straßenrand stehendes Schild wies auf die nächste Besonderheit auf dieser Strecke hin. Leider waren wir vor der Öffnungszeit vor Ort und konnten uns die Innenausstattung nicht ansehen. Aber das Außengelände war auch interessant.

In den fast menschenleeren Fjordlandschaften ist es trotzdem nicht langweilig, wenn man sich auch an der Geologie Islands erfreuen kann. Unzählige kleine Wasserläufe rieseln an den Berghängen in die Fjorde und das Farbspiel der Gesteinsschichten ist auch faszinierend. Wenn es die Wetterlage hergibt, kann man auch die Sitzgelegenheiten, die an der Hauptstraße aufgestellt sind, zu einer Rast nutzen. Wer hier siedelt, muss auf Vieles verzichten, hat aber eine enge Verbindung zur Natur. Schafhaltung ist eine Einkommensquelle.

Eigentlich wollten wir während unseres Aufenthaltes in Isafjördur per Schiff die Insel Vigur besuchen, aber die unruhige See hat uns davon abgehalten. So konnten wir die Insel bei der Fahrt zum Hotel Edda wenigstens aus der Ferne sehen. Fie Küsten sind hier mit schroffem Gestein belagert. Durch die Gesteinsmassen fließen immer wieder kleine Wasserläufe ins Meer. In manchen Flüssen sind Lachsleitern eingebaut worden. Während unseres Aufenthaltes waren die Lachswanderungen zu den Laichplätzen noch nicht im Gange.

Wir wählten die Weiterfahrt auf der Straße 61 und die Abkürzung über eine moderne Bogenbrücke, die über den Mjoifjördur führt. Ein verlassenes Wohnhaus war das nächste Wahrzeichen menschlicher Existenz in diesem einsamen Gebiet. Angler nutzen die alten Schuppen zur Unterstellung ihrer Boote. Am Ufer des Mjoifjördur blühten verschiedene salzwasserverträgliche Pflanzen.

Wer mit offenen Augen die menschenleeren Landschaften der Westfjorde durchfährt, entdeckt interessante Felsformationen. Die erste größere Siedlung nach Isafjördur, das wir am frühen Morgen verlassen hatten, war Holmavik. In den ländlichen Gebieten um Hólmavík leben die Einwohner hauptsächlich von der Schafzucht, während sich die wirtschaftliche Aktivität in der Stadt auf den Fischerei- und Dienstleistungssektor konzentriert. Ganz in der Nähe des Hafens befindet sich ein Restaurant, das vorzügliche Fischgerichte im Angebot hat.

Wir nähern uns dem Edda Hotel in Laugar - der nächsten Unterkunft. Leider war das Personal an der Rezeption unfreundlich und der Service dürftig. Eine Nacht war alles auszuhalten. Dafür konnte man die in der Nähe liegenden Naturpools nutzen. Umkleidehäuschen waren vorhanden. Das Wasser wird aus dem naheliegenden Thermalgebiet in die Naturpools und das zum Hotel gehörende Schwimmbecken geleitet.
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Reikholt - Husafell - Hraunfoss - Ensku Husin Guesthouse (28.06.17)
Nach einem überraschend guten Frühstück im Hotel Edda fuhren wir in Richtung Bifrost weiter.Nach einigen gefahrenen Kilometern entdeckten wir in den Gesteinsschichten am Straßenrand grüne Ablagerungen, die es sich lohnte, näher anzuschauen. Ihr Ursprung ist Kupfer.

Manche Pferde waren schon aufmerksam, andere tösten vor sich hin und die Stuten waren schon beim Fressen, um ihre Muttermilchproduktion in Gang zu setzen, damit die Fohlen schnell wachsen.

Nach ca. 1 ½ Stunden waren wir vom Hotel Edda kommend an der Thermalquelle Deildartunguhver. Deildartunguhver ist Europas mächtigste Thermalquelle, die 180 l / SEK 100° C heißes Wasser freisetzt. Das meiste des für die Zentralheizung in den Städten von Borgarnes und Akranes verwendete Wasser stammt aus Deildartunguhver. Die Warmwasserleitung in Akranes ist 64 km lang, die längste in Island und das Wasser ist etwa 78-80 Grad, wenn es Akranes erreicht. Deildartunguhver besteht aus einer Vielzahl von Springquellen, die aus dem selben Hügel hervorsprudeln. Erstaunlich, dass bei den hohen Temperaturen auch noch Moose wachsen. Die Pipelines (1052) führen das Wasser bis in das etwa 60 km entfernte Akranes und in das 30 km entfernte Borgarnes. Außerdem werden zahlreiche Weiler und Höfe damit versorgt. Im Reykholtsdalur findet man bei den Quellen Gewächshäuser, wo Tomaten gepflanzt werden.

Die Hraunfossar sind Wasserfälle in der Nähe des Ortes Husafell. Ihr Name leitet sich davon ab, dass sie direkt aus der Lava (isl. hraun) zu entspringen scheinen. Auf einer Länge von ca. 700 m strömt in über hundert kleinen Wasserfällen schäumend und sprudelnd Wasser aus dem schwarzen Gestein des ca. 1.000 Jahre alten Lavafeldes Hallmundarhraun. Der vom Langjökull-Gletscher gespeiste Fluss namens Hvitá gräbt sich sein Flussbett entlang der Grenze des zum Hallmundarhraun gehörigen Lavastromes Gráhraun, der dort zum Stehen gekommen ist. Ein kleiner Seitenarm versickert in der porösen Lava und fließt unterirdisch auf einer etwas tiefer gelegenen, wasserundurchlässigen Basaltschicht weiter. Ca. ein Kilometer flussabwärts kommt das Wasser in Form von unzähligen kleinen Wasserfällen und Rinnsalen wieder zu Tage. Über den schäumenden Fluss Hvítá in der kleinen Schlucht führt eine Fußgängerbrücke. Von ihr kann man sehr gut die Hraunfossar und den Barnafoss überblicken.

In Húsafell ist der Bildhauer Páll Guðmundsson ansässig, der originelle Figuren erschafft, die besichtigt werden können. Seine Wirkungsstätte liegt etwas außerhalb des kleinen Ortes.

Auf der Straße 50 erreicht man, von Reykholt kommend, eine sehr schöne Landschaft. Im Flachland beherrschen Weiden das Areal. Linksseitig der Straße existieren Berghänge und Vulkane.

Unser Tagesziel Borgarnes war nicht mehr weit.

Im Westen Islands rund 70 Kilometer nördlich von Reykjavik reicht der Borgarfjörður tief ins Land hinein. Die Fahrt um den Fjord zur Stadt Borgarnes wird durch eine Brücke und einen Damm deutlich verkürzt. Der Ort Borgarnes hat ca. 1950 Einwohner. Er beruht auf einem Handelszentrum und einer Fischverarbeitung. So wurden die ersten Häuser des Ortes vom Schotten James Richie 1857 gebaut, um Lachs zu verarbeiten. In der Gegend von Borgarnes gibt es viele Lachsflüsse. Borgarnes verfügt über zahlreiche Geschäfte, Hotels und Restaurants. Viele kleinere Handwerksbetriebe befinden sich in Borgarnes. Ab 1929 baute man in Borgarnes einen Hafen. Er wurde ein wichtiger Knotenpunkt. Die Kirche im Ort stammt von 1959.

Auf einem Felsen in Borgarnes befindet sich am Fjord ein Denkmal für Þorgerður Brák, einer Figur aus der Egills Saga. Ein im Mittelalter verwendetes Werkzeug, das für die Bearbeitung von Tierhäuten verwendet wurde, diente als Vorlage für das Denkmal, das 1997 errichtet wurde.

Unser vorletztes Quartier lag in der Nähe von Borgarnes. Es war während unserer Anwesenheit voll belastet.
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Reykjavik - Hafnarfjördur (29.06.17)
Um schnell in Reykjavik zu sein, nutzten wir die Autobahn unter dem Nordatlantik, den Hvalfjörður-Tunnel. Der ist 5.770 m lang und 3.750 m der Strecke liegen unter dem Meeresboden. Der tiefste Punkt des Tunnels ist 165 m unter dem Meeresspiegel. Der Tunnel wurde offiziell durch den Ministerpräsidenten am 11. Juli 1998, acht Monate früher als geplant, eröffnet. Da können sich die Bauleute des Berliner Flughafens etwas abgucken!!! Der Hvalfjörður-Tunnel war der erste unterseeische Tunnel der Welt, der durch junges Basaltgestein in einem geothermischen Gebiet gebohrt wurden. Während der Planung und Vorbereitung wurde geschätzt, dass bis zu 1.500 Fahrzeuge pro Tag den Tunnel benutzen würden. Der Tagesdurchschnitt im ersten Jahr lag jedoch bei 2.500 Fahrzeugen, im Jahr 2005 waren es schon 4.500 und im Jahr 2007 fuhren 5.500 durch die Röhre. Der Grund des Anstiegs ist die gestiegene Zahl der Autos in Island und die Verkürzung der Reisezeit zur Hauptstadt. Seit der Tunnel geöffnet ist, ist auch die Maut-Rate erheblich zurückgegangen. Sie beträgt 1000 Isl.Kronen (rund 8,00€). Wenngleich die vulkanische Aktivität rund um den Tunnel längst aufgehört hat, liegt die Temperatur im Tunnelgestein immer noch bei 10° bis 30 º C, 57º C in einem Teil des südlichen Abschnitts. Dadurch erwärmt sich die Luft im Tunnel und ermöglicht natürliche Zirkulation, die Strom spart, weil keine Lüfter notwendig sind. Es wird wegen des hohen Verkehrsaufkommens erwartet, dass ein zweiter Tunnel in naher Zukunft gebaut wird, um die steigende Nachfrage zu bewältigen. Der mautpflichtige Tunnel verkürzt die Strecke zwischen Reykjavik und Borgarnes um 61 Kilometer.

Nachdem wir Reykjavik erreicht hatten, fuhren wir zum Wahrzeichen der Stadt, der Hallgrímskirkja. Sie ist eine evangelisch-lutherische Pfarrkirche, das größte Kirchengebäude Islands und das zweithöchste Gebäude des Landes nach dem Smáratorg-Turm. Die Kirche ist das sechstgrößte Bauwerk des Landes. Im äußeren Erscheinungsbild dominiert der expressionistische Stil, ähnlich der Grundtvigskirche in Kopenhagen, die 1940 fertiggestellt wurde. Auffallend ist die Ähnlichkeit der Betonpfeiler, die sich in großer Zahl um den Turm der Hallgrímskirkja aneinanderreihen, mit Basaltsäulen, einem gängigen Motiv der isländischen Landschaft. Die weiße Farbe soll an die Gletscher erinnern.

Harpa - das Konzert- und Konferenzhaus in Reykjavík wurde 2011 eröffnet. Das Gebäude beherbergt sowohl das isländische Sinfonieorchester als auch die isländische Oper und gilt mit der vom Künstler Olafur Eliasson gestalteten Fassade als architektonische Attraktion und neues Wahrzeichen der Hauptstadt. Das 43 m hohe Gebäude besteht aus zwei leicht versetzten quaderförmigen Teilen mit schrägen Kanten. Es enthält im Innern einen großen Konzertsaal mit 1800 Sitzplätzen und 3 kleinere Konzerträume sowie ein Konferenzzentrum mit Dolmetscherkabinen für bis zu 9 Sprachen. New Yorker Akustikplaner haben ein vollautomatisches System entwickelt, das sich unter anderem mit Hilfe von Filzwänden und Klappen zur Optimierung jeder Art von Musik einstellen lässt.

Auffallend ist die Umhüllung des Gebäudes, die von dem isländischen Künstler Ólafur Elíasson, inspiriert von den unterschiedlichen Lichtstimmungen seiner Heimatinsel, entworfen wurde. Sie besteht aus einer wabenartigen Struktur aus dichroitischem Glas, das je nach Wetter auf die wechselnden Tageslichtfarben reagiert.

Weil es in Reykjavik bei unserer Ankunft regnete, unternahmen wir nur einen kurzen Spaziergang durch die Hauptstraße, wo alte Gebäude im guten Bauzustand zu besichtigen sind.

Das familiengeführte Hotel Kríunes wurde im Jahr 1998 gebaut. Es liegt nur 15 Minuten vom Stadtzentrum Reykjavíks entfernt. Vom Hotel aus hat man einen wunderschönen Blick auf den See Ellidavatn.
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Pingvallavatn - Reyjadalur Hot Spring Thermal River - Hveragerdi (30.06.17)
Wir nahmen am vorletzten Tag unserer Reise im Hotel Kruines noch ein sehr gutes Frühstück zu uns. Unser Tagesplan sah vor, den See Pingvallavatn zu umrunden. Regen verhinderte diese Absicht. So entschlossen wir uns, zwei Wasserkraftwerke zu besuchen. Das erste war leider noch nicht geöffnet. So mussten wir uns mit der Außenansicht und den Informationstafeln begnügen.

Ljósafosstöð ist das älteste Wasserkraftwerk mit Drosselung und liegt in der Nähe der Mündung des Flusses Úlfljótsvatn, wenige hundert Meter über der Hydro-Station. Ljósafoss begann seinen Betrieb im Jahr 1937. Die Station wurde 1944 erweitert und in ihren drei Turbineneinheiten auf eine Leistung von insgesamt 14,3 MW gebracht.

Unterwegs trafen wir auf eine größere Gruppe von Stuten mit Fohlen, die unter-schiedlich gefärbtes Fell trugen.

Wir besuchten am Nachmittag die Umgebung des Reykjadalur Hot Spring Thermal River beim Städchen Hveragerði. Die 3,88 km lange Strecke vom Parkplatz bis zu den Badestellen im Fluss kann man zu Fuß oder auf dem Pferd bewältigen. Der Weg ist breit und mit einer gleichmäßigen Steigung angelegt. Ich entschied mich, die Strecke zu Fuß zu absolvieren, brach das Unternehmen aber wegen einsetzenden Regens kurz vor dem Ziel ab. Während der Wanderung kommt man an verschiedenen geothermischen Wasserlöchern vorbei, die man nicht berühren sollte, weil sie an die Siedetemperaturen heranreichen. Faszinierend sind die Schwefelablagerungen.

Im Umfeld von Hveragerði befinden sich weitere geothermische Gebiete, die man besichtigen kann. Die entweichende Energie (Wasserdampf und kochendes Wasser) bleibt an vielen Stellen noch ungenutzt. Größere Flächen glühen förmig. Aus Erdlöchern blubbert farbiger Schlamm. In Wasserlöchern herrscht eine Temperatur von über 100 °C. In Hveragerði gibt es ein Cafe /Restaurant, wo die Gäste außerhalb des Hauses ein eigenes Gericht herstellen können. Die mit Dampf und Erdwärme beheizten Kochflächen stehen in der Nähe des Gebäudes.
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Reykjavik - Kleifarvatn - Reykjanes - Keflavik (01.07.17)
Wir verließen am frühen Morgen Reykjavik, um über eine geschotterte Nebenstraße zur Küste Reykjanes zu fahren. Der erste Abschnitt führte uns durch eine wunderbare Mooslandschaft, die die Lava abdeckte. Das Grün variierte in verschiedenen Nuancen. Die fruchtbare Vulkanasche ließ die Mosse wuchern. Vom Moos unbedeckte Bodenflächen gewährten anderen Pflanzen Lebensraum, so auch Gräsern. In den riesigen Moosflächen wachsen auch andere Pflanzen.

Auf dem Weg nach Keflavik-unserer letzten Unterkunft, kamen wir an einer Pferdeherde vorbei, deren Besitzer eine Auktion für Pferdeliebhaber organisierte. Wir sahen uns das Treiben längere Zeit mit an, ohne die finanziellen Geschäfte zu ergründen, was uns auch sehr interessiert hätte. Einige der wunderschönen Tiere warteten geduldig auf ihren neuen Besitzer.

Als wir in einer größeren Weidefläche eine kurze Pause einlegten, attackierte uns lautstark ein Regenbrachvogel. Wie sich herausstellte, wollte er uns von den flüchtenden, ein Versteck suchenden zwei Jungtieren ablenken. Die Neugier trieb mich zum Versteck, denn diese Vogelart hatte ich noch nie mit Jungtieren zu Gesicht bekommen. Der europäische Bestand dieser Vogelart wird auf 160.000 bis 360.000 Brutpaare geschätzt. Etwa 100.000 bis 250.000 Brutpaare kommen in Island vor. Die Brutzeit beginnt im Mai. Das Gelege besteht in der Regel aus vier Eiern, seltener drei oder fünf. Ab Ende Mai schlüpfen die ersten Jungvögel. Sie verlassen das Nest, sobald die Daunen getrocknet sind und werden von beiden Elternvögeln über einen Zeitraum von fünf bis sechs Wochen geführt. Im Juli werden die Jungen flügge. Der Regenbrachvogel gilt als eine der Arten, die vom Klimawandel besonders betroffen sein wird. Ein Forschungsteam geht davon aus, dass sich bis zum Ende des 21. Jahrhunderts das Verbreitungsgebiet des Regenbrachvogels deutlich verkleinern und nach Norden verschieben wird. Der größte Teil des heutigen Verbreitungsgebietes bietet dieser Art keine geeigneten Lebensräume mehr. Auf einer alten Holztafel entdeckten wir auch ein Insektenpärchen. Es sind keine Steckmücken, denn die kommen in ganz Island nicht vor, was Langzeituntersuchungen belegen.

An der Süd-West-Küste Islands gibt es einen Strandabschnitt, der große Flächen schwarzer Lava ausweist. In die Lava ist Basalt eingelagert, dessen scharfe Kanten von den Wellen abgeschliffen werden.

Welche Kräfte beim Lavafluss zum Meer gewirkt haben müssen, sieht man an der aufgetürmten Lava. Die Wucht der Meereswellen hat die geschliffenen Steine in die entstandenen Risse in der Lava befördert. In den entstandenen Lücken hat sich fruchtbare Erde festgehalten, die Pflanzen eine Ernährungsgrundlage bietet. Im mit feinen Muschelschalen vermischten Sand gedeihen salzliebende Pflanzen prächtig.

Wir besuchten auch auf der zweiten Islandreise das Hochtemperaturgebiet bei Gunnuhver. Dort hat man das Kraftwerk Sudurnes aufgebaut. Das Hochtemperaturgebiet verfügt über Wassertemperaturen von über 150°C. Die Hochtemperaturgebiete liegen über besonders heißen und damit aktiven Magmaherden eines Vulkanes oder Vulkansystems. Die Hochtemperaturgebiete in Island liegen alle über der vulkanisch aktiven Zone, die sich diagonal über die Insel erstreckt.

Auf der Reykjanes-Halbinsel befindet sich ein Leuchtturm, von dessen Basis man einen schönen Blick in die weite Landschaft hat. Bis zur Meeresküste sind es nur wenige hundert Meter. Hier war der Lebensraum des letzten Riesenalks, der flugunfähig war und ausgestorben ist. Mit einer Körpergröße von bis zu 85 Zentimeter und einem Gewicht von etwa fünf Kilogramm war er der größte der Alkenvögel. Die letzte verlässliche Sichtung dieser Art erfolgte im Jahr 1852 an dieser Küste, wo man ein Denkmal aufgestellt hat.
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